Im Detail
Bereits vor der Besetzung Ungarns durch Deutschland wurden zwischen 35 und 40.000 ungarische Juden zur Zwangsarbeit in die Armee gezwungen. Etwa 80 % von ihnen sind ums Leben gekommen. Bereits 1941 wurden weitere über 18.000 als staatenlos angesehene Juden aus Karpatho-Rumänien an die deutsche Wehrmacht und Sicherheitspolizei übergeben. Die meisten wurden bei Kamenets Podolsk erschossen.
Zwischen 15. Mai und 9. Juli 1944 wurden in der größten und schnellsten Deportation nach deutschen Quellen insgesamt 437,402 Juden aus Ungarn und eine unbekannte Zahl von vermutlich Zehntausenden Roma zumeist in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.
Während der Herrschaft der ungarischen Pfeilkreuzler waren die Budapester Juden zunächst sicher vor Deportationen. Allerdings wurden fast jede Nacht 40 bis 50 Juden am Donauufer erschossen – insgesamt vermutlich 5.000 Menschen. Durch Hunger kamen ebenfalls viele Juden ums Leben.
Selbst Juden, die von den antijüdischen NS-Gesetzen nicht betroffen waren, wurden von Pfeilkreuzlern u.a. bei Plünderungen erschossen.
Zum Gedenken an die jüdischen Opfer in Ungarn fand 1990 die Gründung der privaten ungarischen Auschwitz-Stiftung statt, die das Ziel hatte, eine Holocaust-Gedenkstätte zu errichten. Die ungarische Regierung traf 1999 mit der jüdischen Gemeinde ein Abkommen zur Errichtung eines Holocaust-Museums. Im Stadtteil Ferencváros bot die Gemeinde ihre Synagoge, die bis 1982 für Gottesdienste genutzt wurde, als Standort an. Die französische Regierung unterstützte die Auschwitz-Stiftung im selben Jahr mit einem Betrag von 500.000 Dollar als Zuschuss zur Errichtung eines Dokumentationszentrums.
Ein Jahr später wurde nach einem Wettbewerb das Büro Mányi mit dem Bau des Gebäudes beauftragt. Die ungarische Regierung etablierte als Trägerin des Museums die Stiftung Holocaust-Dokumentationszentrum und –Gedenkstätte als Rechtsnachfolger für die private ungarische Auschwitz-Stiftung.
Im Dezember 2002 fand die Grundsteinlegung für den Neubau der Holocaust-Gedenkstätte statt. Die feierliche Eröffnung der Holocaust-Gedenkstätte war zwischen dem 15. und 18. April 2004. Zunächst werden in der Gedenkstätte Wechselausstellungen wie »Das Auschwitz-Album« und »Pharrajimos/Roma-Holocaust« gezeigt. Die Fertigstellung einer Dauerausstellung ist für Ende 2005 geplant.
Zu der Gedenkstätte zählt auch die Gedenkmauer für die Opfer im Innenhof. Auf acht Meter hohen Steinplatten wurden, soweit bekannt, die Namen der ungarischen Holocaust-Opfer eingraviert. An einer anderen Stelle sind die Namen von mehr als hundert Gemeinden, von wo aus Juden und Roma verschleppt wurden, symbolisch mit Fähnchen dargestellt.
1941
Auslieferung von über 18.000 als staatenlos angesehenen Juden aus Karpatho-Rumänien an die deutsche Wehrmacht und Sicherheitspolizei. Die meisten werden bei Kamenets Podolsk erschossen.
15. Mai bis 9. Juli 1944
Deportation von 437.402 Juden aus Ungarn und von vermutlich Zehntausenden Roma zumeist in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
1990
Gründung der privaten ungarischen Auschwitz-Stiftung.
1999
Die ungarische Regierung trifft mit der jüdischen Gemeinde ein Abkommen zur Errichtung eines Holocaust-Museums.
2000
Nach einem Wettbewerb wird das Büro Mányi mit dem Bau des Gebäudes beauftragt.
März 2002
Die ungarische Regierung etabliert die Stiftung Holocaust-Dokumentationszentrum und -Gedenkstätte als Rechtsnachfolger für die private ungarische Auschwitz-Stiftung.
Dezember 2002
Grundsteinlegung für den Neubau der Holocaust-Gedenkstätte.
15. bis 18. April 2004
Eröffnung der Holocaust-Gedenkstätte, zu der auch eine acht Meter hohe Gedenkmauer im Innenhof zählt, auf der – soweit bekannt – die Namen der ungarischen Holocaust-Opfer eingraviert sind.