Im Detail
Um 1930 hatte Breslau 600.000 Einwohner und eine jüdische Gemeinde mit etwa 20.000 Mitgliedern (2,4 Prozent der Bevölkerung). Die Stadt war Lehrstätte des führenden Vertreters des Reformjudentums Abraham Geiger (1810-1874) und Sitz des 1854 gegründeten Jüdischen Theologischen Seminars, das Rabbiner ausbildete.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 fanden die antisemitischen Gesetze auch in Breslau Anwendung. Jüdische Geschäftsleute mussten ihre Geschäfte nicht-jüdischen Unternehmern übereignen. Folge dieses systematischen Ausplünderns war, dass 1936 ungefähr 4.000 Juden auf die Jüdische Winterhilfe angewiesen waren.
Während des November-Pogroms 1938 zerstörten SS-Männer alle Synagogen außer der orthodoxen Storch-Synagoge. Der Lehrbetrieb des Jüdischen Theologischen Seminars wurde am 21. Februar 1939 aufgelöst. Im September 1941 wurden zahlreiche jüdische Wohnungen beschlagnahmt und ihre Bewohner zwangsweise in »Judenhäusern« einquartiert. Im November 1941 begannen die Transporte zunächst in die schlesischen Durchgangslager Riebnig, Grüssau und Tomersdorf. Zwischen dem 25. November 1941 und April 1944 wurden die noch in Breslau lebenden Juden dann in 15 Transporten deportiert, insbesondere in das nordböhmische Ghetto Theresienstadt und in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Die Jüdische Gemeinde Breslaus hat heute dreihundert Mitglieder; damit ist sie die zweitgrößte in Polen.
Die Stadt Breslau (heute Wroclaw) in Südwestpolen war seit dem 18. Jahrhundert eine preußische Provinzhauptstadt, in der Polen und Deutsche lebten und die eine aktive jüdische Gemeinde hatte. Heute erinnert nur noch ein Denkmal an die 1872 eingeweihte Neue Synagoge, die als eine der prächtigsten im Deutschen Reich galt. In der Pogromnacht, am 8./ 9. November 1938, wurde das Gebäude von SA-Männern in Brand gesetzt, ihre Ruinen wurden später abgetragen.
Das heutige Denkmal trägt die Inschrift: »Sie legten an das Heiligtum Feuer, entweihten die Wohnung deines Namens bis auf dem Grund.«
1930
Breslau hat 600.000 Einwohner, darunter etwa 20.000 Juden.
8./ 9.9.1938:
Breslauer SA-Männer stecken die Neue Synagoge in Brand. Die Ruine wurde anschließend abgetragen. Erhalten blieb nur die schmiedeeiserne Umzäunung, die den Platz um die Synagoge umgab.
25. November 1941 bis April 1944
In 15 Transporten werden etwa 10.000 noch in Breslau lebende Juden in Vernichtungslager wie Auschwitz-Birkenau deportiert. Die übrigen hatten infolge der systematischen Entrechtung seit 1933 die Stadt bereits verlassen. Unter den Deportierten befand sich auch die 1891 in Breslau geborene Philosophin Edith Stein, die am 9. August 1942 in Auschwitz-Birkenau mit Giftgas erstickt wurde.
1944
Im Herbst erste Bombenangriffe der Alliierten, Breslau wird zur »Festung« erklärt.
7. Mai 1945
Kapitulation Breslaus nach dreimonatiger Belagerung durch die Rote Armee
Nach dem Krieg (?)
Errichtung des Denkmals am früheren Standort der Synagoge.
1994
Gründung der polnischen Edith-Stein-Gesellschaft
Breslau, vor 1938, Die Neue Synagoge, die SA-Mitglieder in der Pogromnacht vom 9. November 1938 abbrannten, Stadt Breslau.
Breslau, (o.D.), Denkmal der Neuen Synagoge, Stadt Breslau.
Breslau, (o.D.), Das Elternhaus Edith Steins, seit 1994 Sitz der Edith-Stein-Gesellschaft Polen, ESG.
Breslau, (o.D.), Juden vor der Deportation, Yad Vashem.