Im Detail
Im September 1943 fiel die Entscheidung, in den beschlagnahmten Kellern der Bierbrauerei in Zipf einen Betrieb der Raketenrüstung des Deutschen Reiches unterzubringen. Es wurden Anlagen errichtet, um für das Aggregat 4, die sogenannte „Wunderwaffe“ "V2" (Vergeltungswaffe 2), Triebwerke zu testen und flüssigen Sauerstoff als Treibstoff zu erzeugen. Zur Tarnung der Anlagen wurden in Zipf die Bunker mit Netzen überspannt, sowie alle Gebäude schwarz gespritzt. Der Deckname dieses Rüstungsbetriebes lautete „Steinbruch-Verwertungs G. m. b. H., Betrieb Schlier“, kurz „Schlier“, benannt nach dem Mergelvorkommen in Zipf. Bereits Anfang Oktober 1943 überstellte die SS die ersten KZ-Häftlinge zum Aufbau des KZ-Nebenlagers nach Redl-Zipf.
Der Häftlingsstand schwankte stark, der Höchststand lag bei rund 1.900. Franzosen, Italiener, Polen, Häftlinge aus der Sowjetunion und Spanier sowie einige Reichsangehörige mussten Sklavenarbeit leisten. Hauptsächlich gruben sie Stollen, betonierten Bunker, bauten die beschlagnahmten Keller der Brauerei aus, verlegten Kabel und Eisenbahngleise. Viele Häftlinge des KZ-Nebenlagers Redl-Zipf verloren dabei ihr Leben. Nach der Errichtung des Rüstungsbetriebes wurden die in Zipf verbliebenen KZ-Häftlinge vorwiegend zu Erhaltungsarbeiten eingesetzt. Neben den KZ-Häftlingen und deren SS-Bewachern waren u. a. viele Ingenieure, Facharbeiter, Angestellte von „Schlier“ und von Liefer- und Fremdfirmen, SD- Angehörige und eine Wehrmachtseinheit zur Sicherung des Betriebes in Zipf und Umgebung untergebracht. Die Zahl der Fremden überstieg die Einwohnerzahl um ein Vielfaches.
Im Februar und August 1944 ereigneten sich zwei schwere Betriebsunfälle. Durch diese verloren Betriebsangehörige ihr Leben, wurden Triebwerkstests verzögert bzw. vereitelt und die Sauerstoffproduktion zeitweise lahmgelegt. Im April 1945 kam das so genannte „Unternehmen Bernhard“, das zur Dokumenten- und Geldfälschung eingesetzt wurde, für wenige Wochen nach Zipf. Diese ebenfalls im KZ Redl-Zipf untergebrachten Häftlinge sollten hier ihre Fälschungsarbeiten wieder aufnehmen und u.a. ab Mai Dollarnoten in Serie herstellen.
Am 3. Mai 1945, wurden die Häftlinge, teils auf Lastwägen, teils zu Fuß, nach Ebensee getrieben bzw. gebracht. Am folgenden Tag löste die SS das KZ-Nebenlager auf und steckte es in Brand. Teile der Unterlagen und Dokumente von „Schlier“ sowie Unmengen an Falschgeld des Unternehmens „Bernhard“ wurden ebenfalls vernichtet. Es verloren mindestens 267 Häftlinge des KZ-Nebenlagers Redl-Zipf ihr Leben.
September 1943: Entscheidung in den Zipfer Kellern einen Betrieb der Raketenrüstung unterzubringen
Anfang Oktober 1943: der erste KZ-Häftlingstransport trifft ein, es wird das KZ-Nebenlager Redl-Zipf errichtet
Herbst/Winter 1943/44: der Rüstungsbetrieb "Schlier" wird errichtet, es sterben in diesem Zeitraum mindestens 240 KZ-Häftlinge
28. Februar und 28. August 1944: zwei schwere Unfälle ereignen sich, viele Todesopfer
April 1945: kurzzeitig ist das sg. "Unternehmen Bernhard" zur Dokumenten- und Geldfälschung im KZ-Redl-Zipf untergebracht
3. Mai 1945: die Häftlinge werden teils zu Fuß, teils auf LKW nach Ebensee überstellt, wo sie von den Amerikanern befreit werden. Anschließend wird das KZ-Nebenlager niedergebrannt
1984/85: Das KZ-Denkmal in Zipf wurde vom Mauthausenkomitee Vöcklabruck errichtet.
2008: Die ARGE Schlier wird von Interessierten gegründet und setzt sich für die wissenschaftliche Erforschung, bauliche Erhaltung und geregelte Zugänglichmachung des KZ-Geländes und der baulichen Überreste des NS-Rüstungsbetriebes "Schlier" ein
2014: Ergänzung des Denkmals mit den Namen auf Stahlstelen aus dem von Paul le Caer geretteten Totenbuch des KZ-Nebenlagers Redl-Zipf