Im Detail
Das Militärlager Joffre bei Rivesaltes in der Nähe von Perpignan diente nach dem Sieg General Francos im spanischen Bürgerkrieg im Frühjahr 1939 der Unterbringung spanisch-republikanischer Flüchtlinge und, ab 1940, der Internierung »unerwünschter Personen«, etwa kommunistischer Parteiführer. Ab 1941 nutzte das Vichy-Regime, das mit den deutschen Besatzern kollaborierte, Rivesaltes zum zentralen Internierungslager für Familien mit Kindern um. Zunehmend wurden jüdische sowie Sinti- und Roma-Familien interniert. Die jüdischen Gefangenen wurden 1942 in Block F separiert. Von August 1942 bis zur Schließung des Lagers im November 1942 diente Rivesaltes als zentrales südfranzösisches Lager für die Deportation von etwa 20.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern nach Auschwitz-Birkenau.
Nach dem Krieg wurden deutsche Kriegsgefangene und französische Kollaborateure im Lager festgehalten. Während des Algerien-Krieges 1954 bis 1958 beherbergte das Areal französisches Militär, nach der algerischen Unabhängigkeit 1962 bis 1976 frankreichtreue Algerier, die hatten fliehen müssen.
Heute ist das Lager zerfallen. Zwei Gedenksteine am Eingangstor erinnern an die Deportation der jüdischen Gefangenen. Im Juni 2000 regte der Präsident des Generalrats des Départements Pyrrénées-Orientales, Christian Bourquin, an, in Block F einen Ort der Erinnerung zu errichten. Die Ausstellung ist in Planung.
1938
Das Militärlager Camp Joffre bei Rivesaltes wird als Ausbildungslager in Stand gesetzt.
1939
Unterbringung von republikanischen Flüchtlingen aus Franco-Spanien.
September 1939 bis Juni 1940
Internierung von »Unerwünschten« (vor allem kommunistische Parteiführer).
Ab 1941
Nutzung als Internierungslager für Familien mit Kindern; zunehmend auch Internierung von jüdischen und Roma- und Sinti-Familien.
August bis November 1942
Nutzung als zentrales Deportationslager, von wo aus insgesamt 19.509 jüdische Kinder, Frauen und Männer über Drancy nach Auschwitz-Birkenau transportiert werden.
Seit 1956
Verschiedene Nutzungen als Militär- und Flüchtlingslager sowie als Abschiebgefängnis.
16. Juni 2000
Christian Bourquin, Präsident des Generalrats des Départements Pyrénées-Orientales, regt an, einen Ort der Erinnerung für Block F des Lagers einzurichten.
Rivesaltes, (o.D.), Die Baracken und eine Straße des Lagers Joffre, CDJC.
Rivesaltes, 2002, Vom Lager Joffre sind nur noch Ruinen übrig, Jean Dauriach.
Rivesaltes, 2002, Innenansicht einer Baracke heute, Jean Dauriach.
Rivesaltes, 1941, Kinder mit Aufseherin im Essensraum einer Lagerbaracke, CDJC.