Im Detail
Seit November 1977 beherbergt das Stauffenberg-Schloss auf drei Stockwerken die international bedeutenden Musikhistorische Sammlung Jehle, den Konzertsaal im Parterre und im ersten Stock das sogenannte Stauffenberg-Zimmer: den Gelben Salon, das ehemalige Wohnzimmer der Gräfin Caroline von Stauffenberg.
Nach einer grundlegenden Renovierung des Schlosses wurde am 15. November 2007 (Claus‘ 100. Geburtstag) in drei weiteren Räumen des erste Stockwerks und im Nordost-Turm die Stauffenberg-Gedenkstätte eröffnet; sie ist den Widerstandskämpfern Claus und Berthold von Stauffenberg gewidmet. Im Zentrum steht Claus‘ Werdegang, seine Erziehung und Ausbildung, seine Entwicklung zur entschiedenen Gegnerschaft zum Nationalsozialismus bis zu den Ereignissen am 20. Juli 1944.
Daneben nimmt die Familiengeschichte der Stauffenbergs breiten Raum ein, chronologisch von der Heirat der Eltern 1904 bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg: Bücher, Fotos, Briefe, Gedichte und Objekte aus dem Schlosshaushalt illustrieren das Alltagsleben der Familie Stauffenberg im Lautlinger Schloss.
Auch außerhalb der Öffnungszeiten bieten Schlosshof und Umgebung eine Fülle an Informationen. Der Schlosspark: Die Außenanlage ist ringsherum von Gebäuden und einer Mauer eingefasst, in drei Ecken stehen kleine runde Türme, in der vierten Ecke, neben dem unteren Tor rechts, steht das Forsthaus mit der Lautlinger Ortsverwaltung. An der Westseite folgt dem Forsthaus die von einem Förder-Verein ausgebaute Schloss-Scheuer, die für Veranstaltungen gemietet werden kann. Links vom unteren Tor steht das langegezogene Gesindehaus, ein Raum für die Lautlinger Vereine. Davor sprudelt ein Brunnen aus dem Jahr 1993: der Festbrunnen der 1200-Jahrfeier Albstadts.
Über den Park verteilt sich ein Parcours mit Informationsstelen zu Themen wie Adelsherrschaft, Baugeschichte des Schlosses und Geschichte der Lautlinger Pfarrkirche.
Der Turm in der Nordost-Ecke war das persönliche Refugium Claus von Stauffenbergs und kann im Rahmen von Führungen auch innen besichtigt werden.
Außerhalb des Schloss-Parks: Durch das Tor neben dem Turm von Claus gelangt man in wenigen Schritten zur Gedächtniskapelle mit Altar, Inschriften und einer Plastik von Gerhard Marcks, eingeweiht am 20. Juli 1957. Vor der Kapelle bzw. neuerdings in der Kirche findet alljährlich am 20. Juli eine Gedenkfeier statt. Wenige Schritte neben der Kapelle, an der Außenwand der Pfarrkirche, befindet sich das Familiengrab der Stauffenbergs. Die Grafen von Stauffenberg sind Lautlingen bis heute verbunden geblieben.
Führungen von Gruppen durch die Gedenkstätte dauern etwa eine Stunde. Bei mehr Zeit ist ein geführter Gang durch die Außenanlagen möglich. Aber auch ohne Führung: alles ist bestens beschriftet.
An einer Audio-Stele vor dem Gelben Salon kann man originla Tondokumente anhören, u. a. Hitlers Rundfunkansprache nach dem Attentat. In einem Raum der Gedenkstätte können Interessierte einen Stauffenberg-Film anschauen (ca. 45 Min.). Einen Aufzug gibt es allerdings nicht.
Bewährt hat sich ein Besuch von Schulklassen, wenn der Stoff im Lehrplan steht. Ein Fragebogen für Klassenstufe 4 und einen großen Fragebogen ab Klassenstufe 10 wird angeboten, Hilfe bei Referaten wird gegeben, ein Projekttag ist möglich.
1625
Die Schenken von Stauffenberg werden Eigentümer des Lautlinger Schlosses.
1842
Beginn des Umbaus des Schlosses: aus einem Bau mit zwei Fachwerkobergeschossen und einem Treppenturm wird das heutige Herrenhaus.
1899
Alfred Schenk Graf von Stauffenberg, der Vater des Attentäters, wechselt vom Militär- in den Hofdienst, wird Vorstand des Marstalls, ab 1908 Oberhofmarschall von Wilhelm II., dem letzten württembergischen König.
1904
Hochzeit von Graf Alfred und der württembergischen Hofdame Caroline von Üxküll-Gyllenband.
1905
Geburt der Zwillinge Berthold und Alexander
1907
Geburt der Zwillinge Claus und Konrad; Konrad stirbt nach wenigen Stunden. Die Familie lebt in Stuttgart, die Buben gehen dort zur Schule; die Ferien aber verbringt man in Lautlingen.
1918
Nach der Abdankung lebt Wilhelm II. in Schloss Bebenhausen bei Tübingen. Graf Alfred ist für die Abwicklung der Finanzen zuständig, auch noch nach dem Tod des Königs (1921). Die Freundschaft zwischen Königin Charlotte und Gräfin Caroline hält an, Königin Charlotte kommt nach wie vor immer wieder zu Besuch nach Lautlingen.
1928
Die Familie Stauffemberg zieht ganz nach Lautlingen um.
1936
Graf Alfred stirbt.
1943
Im Sommer/Herbst erholt Claus sich in Lautlingen von den schweren Verwundungen aus dem Feldzug in Tunesien. In dieser Zeit entwickeln Claus und Berthold die sogenannten Lautlinger Leitsätze als Entwurf eines idealen Staatsgebildes. Ihren Bruder Alexander halten sie aus sämtlichen Plänen heraus: einer sollte überleben; Alexander wurde Professor für Geschichte in München und starb 1964.
1944
Attentat am 20. Juli; Claus wird am Abend des 20. Juli im Hof des Bendlerblocks in Berlin erschossen, Berthold am 10. August in Plötzensee erhängt. Die ganze Familie – mit Ehefrauen, Kindern und Verwandten – hatte bei Gräfin Caroline die Sommerferien verbracht. Nach dem Attentat werden sie hier der Reihe nach von der Gestapo zur Sippenhaft abgeholt, auch die Kinder.
1945
Vor dem Einmarsch der Sieger flüchten die Frauen und Kinder des Dorfes ins Schloss zu Gräfin Caroline („Mutter des Dorfes“), das Schloss ist vom Keller bis zum Speicher belegt. Allmählich versammelen sich auch die Familienmitglieder wieder; die Kinder werden in einem Kinderheim in Bad Sachsa gefunden und zurückgeholt.
1956
Gräfin Caroline stirbt.
1970
Die Familie verkauft das Lautlinger Schloss an das Dorf Lautlingen, das 1975 Teil der neu entstandenen Stadt Albstadt wird.
1970
Martin Friedrich Jehle verkauft seine musikhistorische Sammlung der Stadt Ebingen, die 1975 ebenfalls Teil von Albstadt wird; heute befinden sich also Schloss und Sammlung im Besitz der Stadt Albstadt.
1977
Die Musikhistorische Sammlung Jehle zieht ins eigens dafür umgebaute und renovierte Schloss; sie ist auf drei Stockwerken untergebracht, parterre befindet sich ein Konzertsaal, ein Raum im ersten Stock ist im originalen Zustand belassen: der Gelbe Salon, ehemals Gräfin Carolines Wohnzimmer.
1982
Nach Martin Friedrich Jehles Tod wird seine älteste Tochter Ursula Eppler Kustodin im Schloss.
2007
Im ersten Stock des abermals renovierten Schlosses wird in den drei Räumen des bis dahin dort untergebrachten Lautlinger Ortsamts und im Nordost-Turm der Parkmauer die Stauffenberg-Gedenkstätte eröffnet.
2008
Des Parcour im Park wird eingeweiht: Stelen mit Textafeln.