Im Detail
Zum 1. Mai 1933 ordnete der im März 1933 zum Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen bestellte Dr. Werner Best die Schaffung eines Konzentrationslagers für das Land Hessen in Osthofen bei Worms an. Dort sollten alle jene Einwohner des Landes Hessen interniert werden, die die Polizei aus politischen Gründen verhaftet und länger als eine Woche festgehalten hatte. Die Errichtung des Konzentrationslagers erfolgte auf Grund einer Durchführungsverordnung der am 28. Februar 1933 von Reichspräsident Hindenburg erlassenen „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“. Damit war es den Nationalsozialisten möglich, politische Gegner ohne Anklage und Beweise in „Schutzhaft“ zu nehmen.
Tatsächlich bestand dieses Konzentrationslager jedoch schon seit Anfang März 1933, und die ersten Häftlinge wurden ebenfalls vor der offiziellen Eröffnung eingeliefert. Bereits am 6. März kamen einzelne Häftlinge aus dem Ort Osthofen selbst im KZ an. Der erste größere Transport mit ungefähr 80 politischen Schutzhäftlingen musste unter scharfer Bewachung den Fußweg von Worms nach Osthofen antreten.
Ehrenamtlicher Lagerleiter war der in Osthofen gebürtige SS-Sturmbannführer Karl d’Angelo. Bewacht wurde das Lager anfangs von zu Hilfspolizisten ernannten SS- und SA-Männer aus Worms und Umgebung. Im Herbst 1933 wurden die SA-Männer von SS-Männern aus Darmstadt und Offenbach abgelöst.
Mit der Errichtung des einzigen „frühen“ Konzentrationslagers des Volksstaates Hessen hatte Dr. Best eines der ersten regulären staatlichen KZs im Reich geschaffen und gleichzeitig die Bekämpfung der Gegner des NS-Regimes seiner neu geschaffenen politischen Landespolizei unterstellt. Im Unterschied zu anderen Konzentrationslagern, wie in Dachau/Bayern, kam es im KZ Osthofen zu keinen Todesfällen. Dennoch litten auch hier die Häftlinge unter Misshandlungen, Demütigungen, Krankheiten, harter Arbeit und schlechten hygienischen Bedingungen. Mindestens 3.000 Häftlinge waren inhaftiert. Die Haftdauer betrug in der Regel 4 bis 6 Wochen, in Einzelfällen bis zu einem Jahr. Für den Vollzug des „verschärften Arrestes“ wurde das Gelände einer benachbarten leer stehenden Holzmühle und zeitweise auch das Amtsgerichtsgefängnis in Osthofen genutzt. Die Häftlinge, die in der „Alten Holzmühle“, auch Lager II genannt, untergebracht waren, wurden von der Außenwelt und ihren Mithäftlingen streng isoliert, systematisch terrorisiert und gefoltert.
Das Ende des Lagers Osthofen kam relativ schnell. Im Herbst 1933 wurde Dr. Best als Landespolizeipräsident abgesetzt. Im Mai 1934 beauftragte der bayrische Polizeichef und Reichsführer SS Heinrich Himmler den Dachauer KZ-Kommandanten Theodor Eicke, die bestehenden Konzentrationslager zu übernehmen, umzuorganisieren und zu vereinheitlichen. Im Zuge dieser Neuorganisation wurde das Konzentrationslager Osthofen im Juli 1934 als eines der letzten „frühen“ KZs aufgelöst. Damals waren noch 84 Personen aus dem Volksstaat Hessen in Schutzhaft.
1991 erwarb das Land Rheinland-Pfalz Gebäude und Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers, um darin das NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz/ Gedenkstätte KZ Osthofen einzurichten.
Mit der Eröffnung einer Dauerausstellung in der Gedenkstätte im November 1996 wurde ein erster sichtbarer Schritt getan. Eine neue überarbeitete Ausstellung wurde im Mai 2004 im ersten Stock des ehemaligen Konzentrationslagers eröffnet. Seit 1994 werden systematisch schriftliche Dokumente aus Fremdarchiven, Fotos, Zeitzeugenberichte (schriftlich und/oder als AV-Medien), Mikrofilme und Mikrofiche gesammelt, insbesondere zu den beiden rheinland-pfälzischen ehemaligen Konzentrationslagern in Osthofen bei Worms und in Hinzert bei Hermeskeil.
März 1933
Nutzung der leerstehenden Gebäude der Papierfabrik des Osthofener Juden Ludwig Ebert als erstes KZ des damaligen Volksstaates Hessen Internierung politischer Gegner und jüdischer Bürger aus der gesamten Umgebung (bis 1934)
1936
Nutzung des Gebäudes nach Auflösung des KZ als Möbelfabrik (bis 1978), danach teilweise Vermietung
1978
Anbringung einer Gedenktafel an der ehemaligen KZ-Außenmauer durch die 1972 gegründete Lagergemeinschaft
1989
Denkmalschutz für das Gelände
1991
Kauf der ehemaligen Papierfabrik durch das Land Rheinland-Pfalz Planung für ein "NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz/Gedenkstätte KZ Osthofen"
1994
Bausicherungsmaßnahmen und erster Teilausbau
1996
Eröffnung der Dauerausstellung
2004
Eröffnung der Dauerausstellung: „Verfolgung und Widerstand in Rheinland-Pfalz 1933 – 1945“