Im Detail
Im Jahr 1926/27 wurde mit dem Erweiterungsbau des Polizeireviers im Dortmunder Norden begonnen. Die Steinwache, ein fünf Stockwerke hoher Verwaltungs- und ein ebenfalls fünfgeschossiger Polizei-Gefängnistrakt, galt in der Dortmunder Bevölkerung als der Standort der Polizei. Gegen Ende der Weimarer Republik zählte das Gefängnis, in dem man sich einem sozial-integrativen Strafvollzug verschrieben hatte, zu den modernsten in Deutschland.
Das Erdgeschoss des Gefängnisses enthielt Vernehmungs-, Aufnahme- und Wartezimmer, Gefangenenküche und Arztraum sowie die Wohnung des wachhabenden Polizeibediensteten.
Mit dem Auftreten der Gestapo im Gefängnis seit Sommer 1933 wurden einige Bereiche des Zellentraktes zur Folterung und Erpressung von Geständnissen von Regimegegnern genutzt. Die Zelle 19, von vielen als "Isolierzelle", "Fertigmachzelle" oder "Mordzelle" bezeichnet, wurde für die Ausstellung rekonstruiert.
Von 1933 bis 1945 waren hier insgesamt 65.000 Personen inhaftiert, davon etwa 30.000 Männer und Frauen aus politischen Gründen. Zahlreiche Funktionäre politischer Parteien und der Gewerkschaften, Vertreter der christlichen Kirchen, jüdische Bürger, Sinti und Roma und ausländische Zwangsarbeiter wurden in der Steinwache verhört, misshandelt und festgehalten. Sie kamen aus dem gesamten Regierungsbezirk Arnsberg. Viele der Verhafteten wurden später in Konzentrationslager deportiert.
Nach dem Krieg diente das Gebäude an der Steinstraße weiter als Gefängnis und von 1962 bis 1986 als städtische Übernachtungsstelle für Nichtsesshafte.
In den 80er Jahren war das gesamte Areal der Steinwache (Verwaltungsgebäude/Gefängnis) vom Abriss bedroht, bis schließlich 1984 der Dortmunder Rat beschloss, sowohl das Polizeiverwaltungsgebäude Steinwache als auch den Zellentrakt des Gefängnisses zu erhalten. Ende 1984 erhielt die Stadt Dortmund von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens das Gebäude als Schenkung, 1987 wurde das Stadtarchiv zum Bedarfsträger des Gefängnistraktes bestimmt. Am 14. Oktober 1992 konnte die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit ihrer ständigen Ausstellung "Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945" eröffnet werden.
1926/27-1928
Errichtung des Erweiterungsbaus des Polizeireviers im Dortmunder Norden
1933
Nutzung einiger Bereiche des Zellentraktes durch die Gestapo zur Folterung und Erpressung von Geständnissen der Regimegegner
1945-1961
Weitere Nutzung als Gefängnis
1961-1986
Städtische Übernachtungsstelle für Nichtseßhafte
1984
Schenkung des Gebäudes von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen an die Stadt Dortmund
14. Oktober 1992
Eröffnung der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit einer Dauerausstellung