Im Detail
Der Gedenkort Jamlitz bezieht seine Bedeutung aus der besonderen Geschichte des hier ab November 1943 von der Waffen-SS eingerichteten Außenlagers des KZ Sachsenhausen („Arbeitslager Lieberose"), das im Laufe des Jahres 1944 zum größten jüdischen Häftlingslager im Osten des Altreiches wurde. Das SS-Führungshauptamt ließ mit primitivsten Hilfsmitteln durch diese Häftlinge Kasernen, Straßen und militärische Anlagen für den SS-Truppenübungsplatz „Kurmark" errichten. Von schätzungsweise 6.000 bis 10.000 jüdischen Häftlingen aus 12 europäischen Ländern, vor allem aus Polen und Ungarn, sind weit mehr als die Hälfte im Lager gestorben oder zur Ermordung in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zurückgebracht worden.
Bei der Liquidierung des Lagers am 2. Februar 1945 ermordete die SS auf dem Lagergelände etwa 1300 marschunfähige Häftlinge, weitere 1500 wurden auf den Evakuierungsmarsch nach Oranienburg getrieben. Den Krieg überlebten nicht mehr als 400 der jüdischen Häftlinge.
1971 wurde ein Massengrab mit Gebeinen der Ermordeten bei Jamlitz entdeckt. Daraufhin wurde 1973 ein Mahnmal und 1982 ein Museum errichtet. Allerdings nicht am historischen Ort Jamlitz selbst, sondern in der Stadt Lieberose.
Von September 1945 bis April 1947 bestand das sowjetische Speziallager Nr. 6 Jamlitz. Nach sowjetischen Unterlagen durchliefen etwa 10.200 Gefangene der Besatzungsmacht dieses Lager, beinahe jeder Dritte fand dort den Tod. Das Lager hatte somit eine der höchsten Todesraten aller sowjetischen Speziallager. Die Haftgründe der Insassen und deren Bewertung bleiben auch nach Öffnung der NKWD-Registraturakten umstritten, da die dort notierten Haftvorwürfe nur teilweise mit internationalen Vorgaben (Kontrollratsdirektiven) korrespondierten und andererseits sogar NKWD-Befehlen widersprachen.
Die Geschichte des Speziallagers Jamlitz war in der DDR ein historiographisches Tabu. 1995 wurde außerdem an einem der abseits des ehemaligen Lagergeländes befindlichen Massengräber des Speziallagers die Gedenkstätte "Waldfriedhof" errichtet.
Im Jahr 2003 wurden zusätzlich Freiluftausstellungen zum KZ-Außenlager Liberose und zum Speziallager Jamlitz am historischen Ort eröffnet.
Herbst 1943
Bau des SS-Truppenübungsplatzes "Kurmark"
November 1943
Einrichtung als KZ-Nebenlager Lieberose
2. Februar 1945
Auflösung des Lagers
1971
Entdeckung eines Massengrabes mit den Gebeinen von 577 erschossenen Häftlingen
1973
Errichtung des Mahnmals gegen Faschismus und Krieg
1982
Eröffnung des Museums der Gedenkstätte durch die Stadt Lieberose