Im Detail
Ende 1938 errichtete die SS in Hamburg-Neuengamme ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, das im Frühsommer 1940 zum eigenständigen Konzentrationslager erklärt wurde. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurden Zehntausende Menschen aus allen besetzten Ländern Europas nach Neuengamme deportiert. In den letzten Kriegsjahren entstanden in ganz Norddeutschland über 80 Außenlager. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren mörderisch. Die SS nannte es "Vernichtung durch Arbeit". Beinahe die Hälfte der 100.000 Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme kamen ums Leben.
Nach dem Krieg wurden die ehemaligen KZ-Gebäude zunächst als "displaced persons"-Lager, später als Internierungslager genutzt. 1948 übergaben die britischen Besatzungsbehörden das Lager an die Freie und Hansestadt Hamburg, die dort ein Gefängnis errichtete. 1953 wurde auf Druck insbesondere der französischen Häftlinge eine erste Gedenksäule auf dem Gelände der ehemaligen Lagergärtnerei eingerichtet. Am gleichen Ort wurde 1965 ein Mahnmal, bestehend aus einer Stele, einer Plastik und einer Gedenkmauer mit Nationalitätentafeln der Öffentlichkeit übergeben. 1981 wurde das Dokumentenhaus mit einer ersten ständigen Ausstellung eingerichtet. Im September 2001 beschloss die Hamburger Bürgerschaft einstimmig eine Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte. Die Gefängnisse wurden geschlossen.
Mit einer Gesamtfläche von ca. 50 ha und 17 Gebäuden aus der Zeit des KZ zählt Neuengamme zu den größten KZ-Gedenkstätten in Deutschland. Als „Ausstellungs-, Begegnungs- und Studienzentrum“ von überregionaler Bedeutung können sich Besucherinnen und Besucher mit der Geschichte aber auch Gegenwarts- und Zukunftsfragen auseinandersetzen. Fünf Dauerausstellungen können besichtigt werden, darunter die Hauptausstellung "Zeitspuren: Das Konzentrationslager Neuengamme 1938-1945 und seine Nachgeschichte" in einem der historischen Steingebäuden, die Studien-Ausstellung zur Lager-SS im KZ-Neuengamme in den ehemaligen SS-Garagen und die Ergänzungsausstellung zur Klinkerproduktion im Ostflügel des Klinkerwerkes eröffnet. Ein Rundweg führt an noch erhaltenen Gebäuden und Anlagen des Konzentrationslagers vorbei. Zu sehen sind unter anderem die SS-Hauptwache, das Kommandantenhaus, zwei ehemalige Häftlingsunterkünfte sowie das ehemalige Klinkerwerk und das Hafenbecken. Am Ende des Rundweges befindet sich das Mahnmal mit dem "Haus des Gedenkens" mit der "Halle der Namen".
1938-1945
Nutzung des Geländes durch die Nationalsozialisten als KZ-Lager
1948
Einrichtung einer Justizvollzugsanstalt der Stadt Hamburg auf dem Gelände des ehemaligen Schutzhaftlagers
1953
Errichtung einer Gedenksäule auf dem Gelände der ehemaligen Lagergärtnerei
1965
Einweihung eines Mahnmals - bestehend aus einer Stele, einer Plastik und einer Gedenkmauer mit Nationalitätentafeln
1981
Eröffnung des Dokumentenhauses mit ständiger Ausstellung.
1989
Beschluß des Hamburger Senats über eine mittelfristige Verlegung der Strafanstalt
1995
Eröffnung einer neuen ständigen Ausstellung in den ehemaligen Walther-Werken Umgestaltung des ehemaligen Dokumentenhauses zum "Haus des Gedenkens"
2005
Eröffnung der neugestalteten Gedenkstätte als "Ausstellungs-, Begegnungs- und Studienzentrum" auf dem historischen Lagergelände.
Blick auf die Steingabionen, die die Standorte der ehemaligen Holzbaracken markieren, im Hintergrund das Gebäude der Hauptausstellung, 2014 (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)
Hamburg, 1990er Jahre, Ehemaliges Klinkerwerk (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)
Blick in die Hauptausstellung, 2009 (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)
Haus des Gedenkens, 2013 (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)