Im Detail
Moringen ist eine Kleinstadt mit etwa 4000 Einwohnern zwischen Harz und Solling. Im ehemaligen "Provinzialwerkhaus" existierten von 1933-1945 nacheinander drei Konzentrationslager.
Im April 1933 wurde in Moringen eines der ersten Konzentrationslager des NS-Staates eingerichtet. Inhaftiert wurden oppositionell und antifaschistisch eingestellte Männer und einige wenige Frauen der Arbeiterbewegung (u.a. KPD, SPD) aus der damaligen Provinz Hannover. Das Lager wurde im November 1933 aufgelöst, die männlichen Häftlinge in andere KZ überstellt.
Das Lager wurde im November 1933 zum ersten zentralen Frauen-KZ. Neben Funktionärinnen der Arbeiterbewegung zählten zu den dort inhaftierten auch rassisch und religiös Verfolgte (Zeugen Jehovas), Prostituierte und Remigrantinnen. Das Lager wurde Ende März aufgelöst. Die Frauen wurden in das Frauen-KZ Lichtenburg überstellt.
1940 errichtete der SS-Apparat das Konzentrationslager für männliche Jugendliche im Alter von etwa 12 bis 22 Jahren in Moringen. Die Inhaftierten kamen aus dem deutschen Reichsgebiet und zahlreichen Ländern Europas. Politisch, religiös, rassisch und sozial verfolgte junge Menschen wurden hier einer menschenverachtenden kriminalbiologischen Selektion unterworfen. Sie waren SS-Terror, Zwangsarbeit, Hunger und drakonischen "Erziehungsmethoden" hilflos ausgeliefert. Viele Jugendliche starben aufgrund der Lebensbedingungen in Moringen oder wurden von hier aus nach der Selektion durch Dr.Ritter in Vernichtungslager transportiert.
Nach 1945 befand sich auf dem KZ-Gelände zunächst ein DP-Lager für Polen, später eine Klinik für Alkoholkranke und eine dermatologische Landesklinik. Jetzt ist dort das niedersächsische Landeskrankenhaus für forensische Psychiatrie ansässig.
Seit Anfang der achtziger Jahre bemüht sich eine Gruppe Bürger aus Moringen und Umgebung gemeinsam mit ehemaligen Häftlingen um die Aufarbeitung der Geschichte der Moringer Konzentrationslager (zusammengeschlossen in der Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e.V.). Seitdem finden auch jährliche Treffen der Lagergemeinschaft in Moringen statt.
Die Wanderausstellung "Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben" zur Geschichte der Jugend-KZ Moringen und Uckermark ist seit 1993 an vielen Orten in ganz Deutschland gezeigt worden. Träger der Wanderausstellung sind der Verein Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e.V. und die Hans-Böckler-Stiftung.
Die Gedenkstätte für die drei Moringer KZ-Lager, die seit 1993 besteht, bietet u.a. eine Dauerausstellung, Führungen, Begegnungen mit Zeitzeugen, Unterrichtsbegleitung und Sonderveranstaltungen an.
April-November 1933
Männer-KZ
November 1933-1938
Frauen-KZ
1940-1945
Jugend-KZ
80er Jahre
Beginn der Aufarbeitung der Geschichte der drei Konzentrationslager durch eine Bürgerinitiative
seit 1983
Jährliche Treffen ehemaliger Häftlinge der drei KZ mit steigender Teilnehmerzahl
1989
Gründung des Vereins Lagergemeinschaft und Gedenkstätteninitiative KZ Moringen e.V.
1992
Fertigstellung der Wanderausstellung zu den Jugend-KZ Moringen und Uckermark "Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben"
1993
Eröffnung der Gedenkstätte