Im Detail
Vom Frühjahr 1944 bis April 1945 gab es in der oberen Seestraße ein von der SS geführtes Außenlager des KZ Natzweiler (Elsass). In dem Lager waren Häftlinge aus 24 europäischen Ländern, vor allem aus Polen, der UdSSR, Frankreich, Ungarn, dem Balkan und Deutschland inhaftiert. Die Häftlinge arbeiteten fast ausschließlich für das "Presswerk Leonberg", einen Teilbetrieb der Messerschmitt AG in Augsburg.
Im April 1945 wurden die Maschinen abtransportiert und das Lager wegen der näherrückenden französischen Truppen geräumt. Zurück blieb ein Massengrab auf dem Blosenberg für die an den katastrophalen Haft- und Arbeitsbedingungen zu Tode gekommenen Gefangenen.
Das Gedenken an das Konzentrationslager und die Zwangsarbeit in Leonberg führte im Laufe der Jahre zu einem Ensemble von Orten des Erinnerns und der Information, die über die ganze Stadt zerstreut und bisher nur zum Teil durch Informationstafeln erkennbar sind. Der Grund für die Streuung liegt in der besonderen Geschichte der Stadt im letzten Kriegsjahr, in der Leonberg zu einer “Stadt im Banne der Rüstung“ gemacht wurde. Es gibt darum in Leonberg wie in vergleichbaren Orten nicht nur eine Erinnerungsstätte, sondern eine Art „Gesamtkunstwerk“ aus mehreren Erinnerungsorten.
2001 wurde der “Weg der Erinnerung” eingeweiht. Dieser umfasst sechs Stationen vom Friedhof Seestraße (Grab der KZ-Häftlinge) über den Samariterstift (Ort des “neuen”, im Dezember 1944 eingerichteten KZ-Außenlagers des KZ Natzweiler), die Blosenbergkirche (Gedenkbuch mit den Namen der in Leonberg verstorbenen Häftlinge), die Fliederstraße/ Seestraße (Ort des “alten” im April 1944 eingerichteten Außenlagers des KZ Natzweiler), zum Engelbergautobahntunnel (Produktionsstätte Presswerk Fa. Messerschmitt) und zum Blosenberg (ehemaliges Massengrab).
Am 8. Mai 2005, 60 Jahre nach der Befreiung, errichtete die KZ-Gedenkstätteninitiative vor dem authentischen Ort der Zwangsarbeit, dem alten Engelbergtunnel, eine von Johannes Kares entworfene Namenswand. In der 25 Meter breiten Wand hängen 15 Stahlplatten. In diese sind die bisher bekannten Namen von 2892 KZ-Häftlingen sowie 16 Gestapohäftlingen und Zwangsarbeitern eingraviert. Damit wird an die über 4000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter des SS-geführten KZ Leonberg erinnert.