Im Detail
Knapp zwei Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und Hitlers Ernennung zum Reichskanzler wurde am 22.März 1933 mit der Inhaftierung von etwa 150 kommunistischen und sozialdemokratischen Funktionären auf dem Gelände einer stillgelegten Munitionsfabrik im Nordosten Dachaus eines der ersten Konzentrationslager Nazi-Deutschlands eingerichtet. Der KZ - Kommandant Theodor Eicke machte das KZ Dachau seit Juni 1933 zum Modell- und Musterlager. Die detailliertesten Bestimmungen für das Lagerleben, die Strafvorschriften und die topografische Organisation des KZ wurden obligatorisch auch für alle anderen Konzentrationslager. Neben der ursprünglichen Zielgruppe der politischen Oppositionellen wurden später auch Juden, Roma und Sinti, oppositionelle Geistliche, Homosexuelle und andere nicht ins nationalsozialistische Gesellschaftsbild passende Menschen in Dachau inhaftiert. Tausende zur Vernichtung bestimmte Häftlinge wurden in andere Lager oder nach Hartheim bei Linz gebracht und dort ermordet. Im Herbst 1941 wurden im Hof des Lagergefängnisses und auf dem „SS-Schießplatz Hebertshausen“ bei Dachau mehr als 4000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen.
Bis zur Befreiung der 30.000 Überlebenden durch amerikanische Truppen am 29. April 1945 wurden insgesamt etwa 200.000 Häftlinge registriert, davon sind annähernd 40.000 umgekommen.
Das ehemalige Lager wurde nach der Rückkehr der meisten ehemaligen Häftlinge zur Internierung von Angehörigen der SS und Funktionären der NSDAP verwendet. Im Herbst 1948 wurden sudetendeutsche Flüchtlinge in den von der US-Armee freigegebenen Baracken untergebracht, nachdem zuvor Pläne des Bayerischen Landtages, ein Arbeitslager für "Asoziale Elemente" zu errichten, gescheitert waren.
Anlässlich des ersten internationalen Treffens zum zehnten Jahrestag der Befreiung beschlossen ehemalige Dachauer Häftlinge die Neugründung des Internationalen Häftlingskomitees. Die Räumung der "Wohnsiedlung Dachau-Ost" für Flüchtlinge und die Errichtung der Gedenkstätte gehen auf das Engagement der ehemaligen Häftlinge zurück. Die heutige Gedenkstätte mit Museum wurde am 9. Mai 1965 eröffnet. Zwei Häftlingsbaracken wurden rekonstruiert, die Standorte der übrigen 32 Baracken sind durch Bodensteine markiert. Historische Originalbauten wie das Eingangsgebäude, das Lagergefängnis und die beiden Krematoriumsgebäude mit der Gaskammer sind erhalten und zum Teil auch begehbar. Hinweistafeln und Teilausstellungen erläutern die Geschichte dieser Orte. Im ehemaligen Wirtschaftsgebäude befindet sich eine 2003 neu gestaltete Dokumentationsausstellung. Interessierten Besuchern stehen außerdem Präsenzbibliothek und Archiv zur Verfügung.
Bereits 1984 wurde der „Förderverein für eine Internationale Jugendbegegnungsstätte e.V.“ mit dem Ziel gegründet, in Dachau eine Begegnungsstätte nach dem Vorbild der Jugendbegegnungsstätte Auschwitz zu errichten.
1933-45
Internierung von über 200000 Häftlingen in Dachau und seinen insgesamt 169 Außenlagern
22. März 1933
Einlieferung der ersten Häftlinge in die leerstehende Munitionsfabrik, erstes KZ der SS
1937/38
Ausbau des Lagers
9/10. November 1938
Nach dem Novemberpogrom ("Reichskristallnacht") Inhaftierung von 10911 Juden im KZ Dachau zur Einschüchterung und um Druck zur Auswanderung auszuüben.
Februar 1941
Beginn von medizinischen Experimenten an Häftlingen
29. April 1945
Befreiung der Überlebenden Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau durch Einheiten der US-Armee
1964/65
Umgestaltung des Lagergeländes zur Gedenkstätte