Im Detail
Dort, wo in Gailingen am Hochrhein einst die Synagoge stand, erinnert heute eine Gedenkstätte an die Vergangenheit. In der Pogromnacht 1938 zerstörten die Nationalsozialisten das 1836 eingeweihte Gebetshaus, am 22. Oktober 1940 wurden die jüdischen Bürger in das Lager Gurs deportiert.
Unversehrt erhalten blieb das jüdische Schul- und Gemeindehaus, erbaut in den Jahren 1845 bis 1847, unter dessen Dach sich früher auch die Rabbiner- und Lehrerwohnung sowie eine Mikwe befanden.
Heute beherbergt es das Jüdische Museum Gailingen und das Dokumentationszentrum zur jüdischen Geschichte und Kultur Gailingens und der Region. Authentische Kult-gegenstände und andere Exponate berichten von der fast 290-jährigen jüdischen Geschichte und vom Alltag in und um Gailingen, das einst die größte jüdische Landgemeinde im Großherzogtum Baden war.
Ergänzt wird das Museum durch die Mikwe, den Leopold-Guggenheim-Saal, in dem Kultgegenstände und das Gestühl des Betsaals der jüdischen Gemeinde Kreuzlingen/Schweiz eine neue Heimat gefunden haben, sowie durch den ehrwürdigen jüdischen Friedhof.
09/1948: Setzung eines Gedenksteins zur Erinnerung an die Opfer der Shoah auf dem jüdischen Friedhof.
1988: Walter Gut, Präsident des Vereins für die Erhaltung des Jüdischen Friedhofes Gailingen, Sitz Zürich und der Bürgermeister von Gailingen, Heinz Brennenstuhl, beschließen gemeinsam, "mit der Vergangenheit verantwortungsvoll umzugehen" und "sich für die Zukunft zu entscheiden."
1994:Dokumentation des jüdischen Friedhofs Gailingen als Memor-Buch durch Naftali Bar-Giora Bamberger
1996: photographische Dokumentation jüdischer Bürgerhäuser in Gailingen.
1997: Gründung des Fördervereins Bürgerhaus Gailingen (heute Verein für jüdische Geschichte Gailingen) zwecks Sanierung des ehemaligen jüdischen Schulhauses und Einrichtung eines Dokumentationszentrums zu jüdischen Geschichte und Kultur am Bodensee und Hoch-Rhein.
1998/1999: Zeitzeugenbefragungen ehemaliger jüdischer Bürger Gailingens.
09/2000: Umgestaltung des Synagogenplatzes als Gedenkstätte.
10/2000: Einweihung der für die am 22. Oktober 1940 in das Lager Gurs deportierten Insassen des jüdischen Altersheims in Gailingen (Friedrichsheim).
2008-2014: Aufbau des Jüdischen Museums Gailingen mit den Themen Synagoge, Rabbinat/Religiosität, Assimilation, Jüdisches Gailingen, Jüdisches Leben, Verfolgung und Vernichtung, Jüdischer Hegau und einem Medienraum.