Im Detail
Die Villa am Großen Wannsee wurde 1914/15 von dem Fabrikanten Ernst Marlier erbaut. 1921 erwarb es Friedrich Minoux, zu dieser Zeit Generaldirektor im Stinnes-Konzern. 1940 verkaufte der Industrielle Friedrich Minoux die auf einem 30.000 m² großen Seegrundstück gelegene Villa an die SS-Stiftung „Nordhav“, die vom Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes der SS, Reinhard Heydrich, gegründet wurde.
Am 20. Januar 1942 trafen sich hier unter dem Vorsitz des Chefs des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) Reinhard Heydrich führende Vertreter der SS, der GESTAPO und der Ministerialbürokratie, um über den Massenmord an den europäischen Juden zu beraten.
Es ist dem Historiker Joseph Wulf zu verdanken, dass die Villa als Ort der Wannsee-Konferenz in das öffentliche Bewusstsein gelangte. 1965 schlug er vor, hier ein "Internationales Dokumentationszentrum zur Erforschung des Nationalsozialismus und seiner Folgeerscheinungen" zu errichten. Aber seine Pläne scheiterten trotz prominenter Unterstützung im In- und Ausland.
Ende 1986 kündigte der Senat von Berlin die Errichtung einer Gedenkstätte an, die dann im Januar 1992 zum 50. Jahrestag der Wannsee-Konferenz eröffnet wurde. Die Trägerschaft hat der Verein "Erinnern für die Zukunft. Trägerverein des Hauses der Wannsee-Konferenz e.V.", der vom Land Berlin und der Bundesrepublik finanziell getragen wird.
Die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz versteht sich als Lernort der Geschichte. Gerade der Widerspruch zwischen der idyllischen Lage des Hauses am Großen Wannsee, seiner neoklassizistischen Pracht und der Brutalität des hier besprochenen Planes fordern zur Auseinandersetzung heraus. Zum Angebot des Hauses gehören Führungen durch die ständige Ausstellung, wechselnde Ausstellungen, eine Bibliothek/ Mediothek und eine pädagogische Abteilung, die Studientage und mehrtägige Seminare mit Erwachsenen, Ausbildern, Unterrichtenden sowie Schülern und Jugendlichen anbietet.
20. Januar 1942
Konferenz über die Durchführung des Völkermordes an den Juden Europas
1941-1945
Gästehaus des Chefs der SIPO und des SD
1945
Belegung des Hauses durch sowjetische, danach amerikanische Offiziere
1945-1952
Heimvolkshochschule des August Bebel Instituts der Berliner SPD
1952-1988
Schullandheim des Bezirkes Neukölln
20. Januar 1992
Eröffnung als Gedenkstätte zum 50.Jahrestag der Wannsee-Konferenz