Im Detail
Spätestens seit Sommer 1944 wurde die Rüstungsindustrie in Deutschland durch die Flugzeugangriffe der Alliierten derart behindert, dass man in Berlin die Entscheidung traf, unterirdische Produktionsstätten für die Rüstungsindustrie einzurichten.
So waren auch die bestehenden Bergwerkstollen in Haslach für die Produktion verschiedener Firmen vorgesehen. Dazu mussten Straßen gebaut und die Stollen vorbereitet werden. 1700 Häftlinge aus den KZ Natzweiler-Struthof, Schirmeck und mehreren Gefängnissen im Elsass und in Deutschland wurden deshalb in drei Haslacher Lagern zusammengefasst. Weit mehr als 200 Männer erlagen den schrecklichen Arbeits- und Lebensbedingungen, eine größere Zahl wurde auch ermordet.
Nach dem Kriege kümmerten sich nur die ehemaligen Häftlinge und die VVN um die Aufarbeitung der Ereignisse. 1970 fand eine Gedenkfeier mit Beteiligung der Stadt statt, bei der eine Gedenktafel an einer Baracke des früheren Lagers angebracht wurde. Danach recherchierte und veröffentlichte der Heimathistoriker Manfred Hildenbrand die Geschichte der Lager mehr als zwanzig.
Im Jahre 1997 beschlossen zwei Stadträte eine Gedenkstätte einzurichten. In wenigen Monaten konnten ungefähr 60 Häftlinge ausfindig gemacht werden, von denen die meisten zur Einweihung der Gedenkstätte am 25. Juli 1998 anreisten.
Die Gedenkstätte befindet sich im „Urenwald“ am Berghang des Vulkan, wo so viele Menschen leiden und sterben mussten. Zentraler Punkt der Gedenkstätte ist das Mahnmal des Haslacher Künstlers Frieder Haser.
Die Inschrift am Mahnmal lautet:
Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch für das, was man geschehen lässt.
Roman Herzog
Zum Gedenken an unermessliches Leid,
das Menschen von Menschen zugefügt wurde.
Zwölf Informationstafeln dokumentieren in Text und Bild die Geschichte der drei Haslacher Lager. Ruinenreste weisen auf das ehemalige Brechwerk und die Bergstation einer Seilbahn hin, die über mehrere Kilometer in die Stadt führte. Der düstere Eingang eines Entwässerungsstollens lässt die schrecklichen Ereignisse erahnen, die sich im Innern dieses Berges in den Stollen abspielten.
Sitzgelegenheiten ermöglichen auch einen längeren Aufenthalt zum Zwecke der intensiven Beschäftigung mit den Informationstafeln.
Führungen und Vorträge können vereinbart werden.
Haslach im Kinzigtal, 1952, Lager „Sportplatz“: Eingang mit Baracke © Bildarchiv Gedenkstätte Vulkan
Haslach im Kinzigtal, 2004, Mahnmal an der „Gedenkstätte Vulkan“ von Frieder Haser © Bildarchiv Gedenkstätte Vulkan
Haslach im Kinzigtal, 2004, Informationstafeln an der Gedenkstätte Vulkan und im Hintergrund der Entwässerungsstollen des Stollensystems A © Bildarchiv Gedenkstätte Vulkan
Haslach im Kinzigtal, 1998, Ehemalige Häftlinge auf der Stadthallenbühne in Haslach am 25. Juli 1998, dieses Treffen fand anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte Vulkan statt © Bildarchiv Gedenkstätte Vulkan