Im Detail
Im August 1944 suchten Beauftragte des LKW-Produzenten Büssing im KZ Auschwitz etwa 1200 jüdische Gefangene für die Zwangsarbeit in Braunschweig aus. Auf einem Gelände in der Nachbarschaft des historischen Schill-Denkmals wurden Baracken zur Unterbringung der Häftlinge errichtet. Aufgrund der schlechten Verfassung der Gefangenen, der miserablen Lebensbedingungen und der Zwangsarbeit in der benachbarten Fabrik war die Sterberate hoch. Ab März 1945 wurden die Häftlinge „evakuiert“.
1955 wurde das Schill-Denkmal zum Gedenkort für gefallene Wehrmachtssoldaten umgewidmet. Seit Anfang der neunziger Jahre stießen die am Denkmal stattfindenden Veranstaltungen zum Volkstrauertag auf zunehmende Kritik. Im Dezember 1996 entschloss sich der Rat der Stadt Braunschweig, eine Gedenkstätte für die Opfer des KZ-Außenlagers zu errichten. Im Mittelpunkt der im Jahr 2000 im früheren Haus der Schill-Stiftung errichteten Gedenkstätte steht das von der Hamburger Künstlerin Sigrid Sigurdsson initiierte Offene Archiv „Braunschweig – eine Stadt in Deutschland erinnert sich“. Mehr als siebzig Einzelpersonen, Institutionen und Vereinigungen trugen zu dieser Sammlung bei. Texte der Sammlung sind auf Tafeln an der Begrenzungsmauer zum früheren Lagergelände angebracht. In der Gedenkstätte finden regelmäßig Vorträge und Zeitzeugengespräche, Ausstellungen und pädagogische Angebote statt.
Braunschweig, April 1945, Überflug des geräumten Lagers Schillstraße, das nach dem Abtransport der Häftlinge kurzzeitig mit Kriegsgefangenen der Wehrmacht belegt war, British- Ground-Film-Unit © Gedenkstätte Schillstraße
Braunschweig, 2005, Blick auf das heute als Posthof genutzte Lagergelände. Im Vordergrund die an der Begrenzungsmauer angebrachten Tafeln mit Texten aus dem Offenen Archiv. C. Büschel © Gedenkstätte Schillstraße
Braunschweig, 2005, Im Mittelpunkt der Gedenkstätte steht das von der Künstlerin Sigrid Sigurdsson initiierte Offene Archiv, C. Büschel © Gedenkstätte Schillstraße