Im Detail
1869 bis 1879 war nach dem Entwurf des Baumeisters Ludwig Alexander Herrmann das große neue Strafgefängnis am Plötzensee erbaut worden, eine vielteilige Anlage mit Zentralbauten, Pavillons und Wasserturm, die als bedeutendes Beispiel der Berliner Backsteinbaukunst gilt. Die Gebäude gehörten zu einem über 25 Hektar großen Areal und waren von einer sechs Meter hohen Mauer umgeben. Außerhalb der Ummauerung lagen die Dienstwohnungen der Beamten. Innerhalb gab es fünf dreigeschossige Zellenhäuser, die rund 1400 Gefangene aufnehmen konnten. Zusammen mit den Arbeitsbetrieben, der Anstaltskirche und den ummauerten Innenhöfen bildeten die Zellenhäuser eine in sich abgeschlossene Welt. Sie war immer schon von schärfster Kontrolle und Disziplin bestimmt. Was hinter den hohen Mauern von Plötzensee geschah, machten sich nur wenige Menschen "draußen" bewusst.
Die Gedenkstätte Plötzensee für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz aus dem In- und Ausland befindet sich in der ehemaligen Hinrichtungsstätte des Strafgefängnisses Plötzensee. Hier in einem unscheinbaren Ziegelschuppen wurden zwischen 1933 und 1945 über 3000 Menschen ermordet. Sie starben durch das Fallbeil oder durch den Strang. Viele von ihnen waren politische Gegner der nationalsozialistischen Diktatur. Sie wurden vom Volksgerichtshof und von anderen Gerichten zum Tode verurteilt, weil sie sich dem Regime widersetzt hatten. Manche gehörten zu kommunistischen Widerstandsgruppen, andere zählten zu den Harnack/Schulze-Boysen-Gruppen, zum Kreisauer Kreis und dem des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944. Aber es gab auch Opfer, die von der deutschen Justiz wegen kleinster Delikte hingerichtet wurden. Auch viele ausländische Gefangene aus den besetzten Ländern Europas mussten hier sterben.
Die Gedenkstätte Plötzensee wurde im und um den ehemaligen Hinrichtungsschuppen eingerichtet. Sie liegt mitten zwischen den modernisierten Vollzugsanstalten der Berliner Justizverwaltung. Die im Krieg teilweise zerstörten Gefängnisbauten wurden entweder abgetragen - unter ihnen das Haus III, in dem die Todeskandidaten die letzten Stunden vor der Hinrichtung verbrachten - oder instandgesetzt, später kamen Neubauten hinzu. Der Hinrichtungsschuppen und das ihn umgebende Gelände wurden von der Strafanstalt abgetrennt und in einen stillen Ort der Erinnerung umgewandelt. Die Einweihung dieser Berliner Gedenkstätte fand 1952 statt.
1933- 1945
Ermordung von 3000 Menschen in der Hinrichtungsstätte des Strafgefängnisses Plötzensee
September 1943
Erhängung von 186 Menschen in einer Nacht, damit die zum Tode verurteilten Häftlinge aus dem von Bombenangriffen halbzerstörten Gefängnis nicht entkommen
8. August 1944 - April 1945
Hinrichtung der Beteiligten und Mitwisser des gescheiterten Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944
1951/52
Einrichtung als Gedenkstätte
Berlin, 1965, Außenansicht des ehemaligen Hinrichtungsgebäudes, Landesbildstelle Berlin.
Berlin, 1950, ehemaliges Hinrichtungsgebäude, Innenansicht mit Kranzschleifen an den Wänden, Landesbildstelle Berlin.