Im Detail
Im Zuge der unterirdischen Verlagerung von Rüstungsindustrie sah das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion Ende des Jahres 1943 auch für den Raum Halberstadt mehrere Projekte vor. So sollte in den Thekenbergen bei Halberstadt unter dem Decknamen „Malachit“ ein etwa 60.000 m² großes Tunnelsystem für die Produktion von Flugzeugen mit Stahlantrieb entstehen. Als Arbeitskräfte dienten KZ-Häftlinge, die ab dem 21. April 1944 in ein eigens errichtetes Außenlager des KZ Buchenwald deportiert wurden. Die Mehrzahl von ihnen arbeitete im 12-Stunden-Schichtbetrieb am Bau des Stollensystems und der zugehörigen Infrastruktur, die anderen bauten das Häftlingslager und die Unterkünfte der SS-Wachmannschaften in Langenstein-Zwieberge aus. Dabei hatten die völlig unzureichend gekleideten, unterernährten und häufig unter Krankheiten leidenden Häftlinge Schwerstarbeit zu verrichten. Am 9. April 1945 begann für 3.000 Häftlinge des Lagers Langenstein-Zwieberge ein Todesmarsch auf mehreren Routen über Quedlinburg, durch die Umgebung von Aschersleben, Köthen, Bitterfeld, Prettin, Wittenberg bis in die Nähe von Coswig. Zwei Tage später, am 11. April 1945 erreichten amerikanische Soldaten das Lager, in dem sich noch etwa 1.400 schwer kranke und sterbende Menschen befanden.
Am 11. September 1949 wurde ein Mahnmal an den Massengräbern außerhalb des ehemaligen Lagers eingeweiht und in den Jahren 1966 bis 1969 grundlegend umgestaltet. 2011 folgte eine weitere Umgestaltung mit der Kennzeichnung der Grabflächen und der Anbringung von Namenstafeln für die dort begrabenen Häftlinge. Die Stollenanlage unterlag bis 1989 der Nutzung durch die Nationale Volksarmee der DDR. Erst seit 2005 ist ein kleiner Abschnitt des 13 km langen und in Privatbesitz befindlichen Stollensystems begrenzt für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge befand sich ab 1994 in der Trägerschaft des Landes Sachsen-Anhalt, seit 2007 ist sie Bestandteil der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt. Den Besuchern stehen im Ausstellungs- und Verwaltungsgebäude eine Dauerausstellung und auf dem Freigelände bzw. auf dem Weg zum Stollen Besucherleitsysteme in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.
April 1944 - April 1945
Einsatz von insgesamt 7.200 KZ-Häftlingen aus 23 Ländern im Außenkommando Langenstein-Zwieberge des KZ Buchenwald zum Bau eines unterirdischen Hallen- und Stollensystems.
1949
Einweihung der Gedenkstätte.
1967-1968
Umfassende Neugestaltung und Erweiterung der Gedenkstätte mit der Errichtung eines komplexen Mahnmalbereiches
1994
Übernahme der Gedenkstätte in die Trägerschaft des Landes Sachsen-Anhalt.
2001
Eröffnung der neuen Dauerausstellung über das KZ-Außenkommando und die Arbeit im Stollensystem
2005
Zugänglichkeit für einen kleinen Abschnitt des Stollensystems
2007
Übernahme der Gedenkstätte in die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt
2011
Neugestaltung des Mahnmalbereiches
2013/2014
Übergabe der neuen Besucherleitsysteme auf dem ehemaligen Lagergelände und auf dem Weg zum Stollensystem
Langenstein, 1995, Mahnmal mit den 4 Massengräbern, Landratsamt Halberstadt.
Langenstein, 1994, Das Stollensystem, Landratsamt Halberstadt.
Massengräber mit Mahnmal (2012); Sammlungsbestand der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge
Eingang zum sog. Reichsbahnstollen (2009); Sammlungsbestand der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge