Im Detail
Wenige Wochen nach der "Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 kam es nach den Wahlen zum Deutschen Reichstag am 5. März zu ersten Ausschreitungen durch die Köpenicker SA. Mehrere Regimegegner, unter ihnen das Mitglied des Sozialausschusses Frau Jankowski (SPD), der stellvertretende Bürgermeister Ehrlich (SPD) sowie die KPD-Mitglieder Hermann und Paul Spitzer, wurden in der Nacht vom 20. zum 21. März im Sturmlokal Demuth brutal verhört und misshandelt. Der Terror gegen Mitglieder der SPD und KPD, der Gewerkschaften und des Kampfrings Junger Deutschnationaler, gegen Angehörige der Arbeiter-Jugend-Organisationen und Bürger jüdischen Glaubens erreichte vom 21.- 26. Juni 1933 ein in Köpenick bisher nie dagewesenes Ausmaß. Hunderte von Regimegegnern wurden ins Amtsgerichtsgefängnis und in die SA-Sturmlokale bzw. SA-Heime in Köpenick geschleppt und dort grausam misshandelt. Leiter der Aktion war der Führer des SA-Sturmbanns 15 Herbert Gehrke, der unterstützt wurde vom SA-Sturm 33 (Maikowski-Sturm) aus Charlottenburg. Das Amtsgerichtsgefängnis war eine Art Zentrale, in die bereits in anderen Sturmlokalen Misshandelten zur weiteren "Vernehmung" gebracht wurden. Mindestens 22 Köpenicker Bürger verloren nachweislich ihr Leben. Viele der entsetzlich zugerichteten Opfer erlagen später ihren schweren Verletzungen in den Krankenhäusern. Anfang Juli 1933 wurden mehrere Leichen, in Säcke genäht, aus den umliegenden Flüssen geborgen.
Die Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche Juni 1933 dokumentiert in einer ständigen Ausstellung die Ereignisse während der Köpenicker Blutwoche vom 21.- 26. Juni 1933. Neben dem eigentlichen Tatgeschehen wird die politische Situation 1933 in Berlin-Köpenick beleuchtet, und es werden die Reaktionen auf die Ereignisse bis hin zur prozessualen Aufarbeitung während der Jahre 1947- 1950 geschildert. Die Gedenkstätte ist in der Trägerschaft des Bezirksamtes Treptow-Köpenick von Berlin. Thematische Veranstaltungen, Führungen und Nutzung des Archivs werden entgeltfrei angeboten.
1901
Amtsgericht und Amtsgerichtsgefängnis werden ihrer Bestimmung übergeben
Mai 1933
Einrichtung des Stabsquartiers der Köpenicker SA (Sturmbann 1/15) in diesem Gebäude
21.- 26. Juni 1933
Beschlagnahmung des Gefängnisses durch die SA und Mißbrauch als zentrale Haft- und Folterstätte
Mai 1980
Eröffnung der ersten Gedenkstätte für die Opfer der "Köpenicker Blutwoche im Juni 1933" in einer Kellerzelle
1987
Erweiterung zur "Traditionsstätte des antifaschistischen Widerstandes Berlin-Köpenick 1933- 45"
1993
Rückbenennung der Gedenkstätte in ihren ursprünglichen Namen "Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche Juni 1933"
Juli 1995
Eröffnung der neuen Dauerausstellung
Berlin, 1993, Ehemaliges Amtsgerichtsgefängnis, Frank Wegner-Büttner.
Berlin, 1993, Blick in den Zellentrakt des ehemaligen Amtsgerichtsgefängnisses, Ulrich Reuter, Heimatmuseum-Bezirksamt Köpenick.