Im Detail
Im November 1940 wurde die Anstalt Hadamar vom Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau an die "Euthanasie"-Zentrale in Berlin verpachtet und geräumt. Als sechste und letzte Anstalt nahm sie im Rahmen der "Aktion T4" die Tötungen mit Gas auf. Von Januar bis August 1941 wurden im Keller der Anstalt in einer als Duschraum getarnten Gaskammer über 10.000 Kinder, Frauen und Männer mit Kohlenmonoxydgas ermordet. Ihre Leichen wurden anschließend in den beiden Krematoriumsöfen verbrannt. Zur Tarnung der Morde versandte die sogenannte "Trostbriefabteilung" Sterbeurkunden mit falschen Todesursachen, die von einem Sonderstandesamt "Hadamar-Mönchberg" ausgestellt wurden. Nach dem "Euthanasie"-Stopp im August 1941wurden die Tötungsvorrichtungen abgebaut. Ein Jahr später, im August 1942 begann in Hadamar die 2. dezentrale Phase der „Euthanasie“, die erst mit der Befreiung durch die Amerikaner im März 1945 beendet wurde. In dieser 2. Phase ging das Morden ganz auf Anweisung der T4 - Zentrale in Berlin weiter. Doch entschied das medizinische Personal vor Ort über das Schicksal der einzelnen Patientinnen und Patienten. Zu den Hadamarer Opfern zählten ab 1943 auch "halbjüdische" Fürsorgezöglinge, tuberkulosekranke Zwangsarbeiter/innen und ihre Kinder, kranke SS-Angehörige, Soldaten sowie traumatisierte Bombenopfer. Die Leichen der Ermordeten wurden ab 1942 auf einem eigens eingerichteten Anstaltsfriedhof in Massengräbern begraben. Der Friedhof ist seit 1964 eine Gedenkstätte.
In der heutigen „Vitos“ Klink Hadamar befindet sich seit 1983 eine Gedenkstätte für die Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen. Zu dem Ensemble Gedenkstätte gehören die ehemalige Busgarage, in der die zur Ermordung bestimmten Patientinnen und Patienten aussteigen mussten; der Keller mit der ehemaligen Gaskammer, dem Sezierraum mit einem originalen Seziertisch und einem frei gelegten Fundament des Krematoriums sowie der Friedhof. Zudem gibt es eine Dauerausstellung, Seminarräume und eine Präsenzbibliothek.
Januar-August 1941
Gasmordanstalt im Rahmen der "Euthanasie-Aktion T4" Ermordung von ca.10000 Patienten und Patientinnen mit Kohlenmonoxydgas
August 1942-März 1945
zweite, dezentrale Phase der "Euthanasie"-Morde (mehr als 4000 Tote)
seit 1945
Nutzung als Heil- und Pflegeanstalt / Psychiatrisches Krankenhaus / Zentrum für Soziale Psychiatrie / Vitos Klink
1964
Umgestaltung des Anstaltsfriedhofs, auf dem die Toten in Massengräbern beerdigt sind, in eine Gedenkstätte
1983
erste Dokumentation zu den "Euthanasie"-Verbrechen in Hadamar in den Kellerräumen der Anstalt
1991
Dauerausstellung über die NS-"Euthanasie"-Verbrechen
2006
Rekonstruktion der ehemaligen Busgarage