Im Detail
Ein Teil der 1875 gegründeten Anhaltischen Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg gehörte von 1940 bis 1943/45 zu den sechs psychiatrischen Anstalten, in denen mehr als 70.000 kranke und behinderte Menschen und mehrere Tausend KZ-Häftlinge in Gaskammern getötet wurden. Im Oktober 1940 wurde im Keller eine Vernichtungsanlage installiert, die im wesentlichen aus einer Gaskammer (ca.14 m²), einem Sezierraum, einem Leichenraum und einem Krematorium mit zwei Verbrennungsöfen bestand. Wenn ein Transport mit Patienten, später mit KZ-Häftlingen, angekommen war, wurden die Menschen zunächst im Erdgeschoß registriert, entkleidet, photographiert und zur Festlegung einer falschen Todesursache einem Arzt vorgeführt. Bis zum Eingang in die Gaskammer im Keller erfolgte die Begleitung durch Pflegepersonal. Jeweils 60 bis 75 Menschen wurden durch Kohlenmonoxyd-Gas erstickt. Nach der internen Statistik des nationalsozialistischen Regimes starben in der "Euthanasie"-Anstalt Bernburg vom 21. November 1940 bis zum 24. August 1941 9385 kranke und behinderte Menschen. Ab August 1941 wurden in drei der sechs "Euthanasie"-Anstalten Häftlinge aus Konzentrationslagern im Rahmen der sogenannten "Sonderbehandlung 14 f 13" ermordet, allein in Bernburg etwa 5000 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg, Groß-Rosen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen. Zu ihnen gehörten Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Asoziale. Ein Teil des Personals aus den "Euthanasie"-Anstalten wurde zu dieser Zeit bereits in die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka versetzt. Nach der Einstellung der Morde blieben in Bernburg die wesentlichen Teile der Vernichtungsanlage baulich erhalten.
Kurz nach dem Ende des Krieges wurde in Bernburg auch den Opfern der "Euthanasie" gedacht, bevor sie für lange Zeit in Vergessenheit gerieten. Erst zu Beginn der achtziger Jahre bemühten sich Mitarbeiter des psychiatrischen Krankenhauses um die Einrichtung einer kleinen Ausstellung. Dieses Engagement schuf die Voraussetzungen dafür, dass 1988 mit der Arbeit an einer Gedenkstätte mit Dauerausstellung und pädagogischer Betreuung begonnen wurde, die im September 1989 eröffnet werden konnte. 1993 hat das Land Sachsen-Anhalt die Trägerschaft übernommen. Neben den Führungen zur "Euthanasie" in Bernburg werden den Besuchern auch Lernangebote unterbreitet, die z.B. die Geschichte der medizinischen Versuche oder die Thematik der nationalsozialistischen „Rassenkunde und Rassenhygiene“ in den Mittelpunkt stellen. Die Dauer der Veranstaltungen reicht von drei Stunden bis zu mehrtägigen Seminaren.
21. November 1940
Beginn der Ermordung von kranken und behinderten Menschen ("Euthanasie") in einer Gaskammer in der Heil- und Pflegeanstalt Bernburg
24. August 1941
Einstellung der Ermordung von kranken und behinderten Menschen und Überleitung zum Mord an KZ-Häftlingen ("Sonderbehandlung 14 f 13")
August 1943
Einstellung der Morde in Bernburg, Rückgabe der Anstalt an den Träger
ab 50er
Jahre Nutzung des Bereiches durch das psychiatrische Krankenhaus
1986
Präsentation einer kleinen historischen Ausstellung, die durch Mitarbeiter/innen des Krankenhauses erarbeitet wurde
September 1989
Eröffnung einer frei zugänglichen Gedenkstätte für die Opfer der "Euthanasie" und der "Sonderbehandlung 14 f 13"
1993
Übernahme der Trägerschaft durch das Land Sachsen-Anhalt