Im Detail
Schwesing ist ein Bauerndorf mit heute rund 750 Einwohnern. 1938 wurde auf dem Gebiet des Ortes in der Gemarkung "Engelsburg" ca. eineinhalb Kilometer nördlich des Ortskerns ein Barackenlager für etwa 250 Arbeitskräfte errichtet, die beim Bau eines Militärflugplatzes eingesetzt werden sollten. Ab dem 26. September 1944 wurden Häftlinge aus dem KZ Neuengamme hierher verlegt, die am sogenannten "Friesenwall" arbeiten sollten, einer hauptsächlich aus Panzergräben bestehenden Abwehrstellung entlang der Küste. Die Häftlinge stammten vor allem aus Frankreich, Dänemark, den Niederlanden, der damaligen Sowjetunion und Polen. Die Ernährung und die medizinische Versorgung waren absolut unzureichend, die Baracken waren mit schließlich bis zu 2500 Häftlingen zehnfach überbelegt. Oft wurde der Elendszug der Häftlinge durch die Kreisstadt Husum zur Arbeit geführt. Bis zur Auflösung des Lagers am 21. Dezember 1944 starben dort zwischen 300 und 500 Häftlinge, sehr viele erlagen in den folgenden Monaten den Folgen der Haft.
Die meisten der Toten wurden nach dem Krieg in ihre Heimat überführt. Die Stadt Husum brachte an der Stelle der damaligen Massengräber eine Gedenktafel an. Ansonsten herrschte weitgehend Schweigen in Nordfriesland.
Eine private Arbeitsgruppe zur Erforschung der Konzentrationslager in Nordfriesland legte 1983 erstmals eine Schrift zur Geschichte des KZ vor und veranstaltete am 30. Januar 1983 eine von rund tausend Menschen besuchte Gedenkveranstaltung in Husum, bei der ehemalige Häftlinge von ihrem Leiden im Lager berichteten. Am 27. November 1987 konnte auf dem Lagergelände eine von dem Halebüller Bildhauer Uli Lindow gestaltete Gedenkstätte eingeweiht werden.
Der Kreis Nordfriesland, der 1994 das gesamte ehemalige Lagergelände erworben hat, ist für die Instandhaltung der Gedenkstätte zuständig und wird dabei von einem Arbeitskreis unterstützt, an dem auch die politische Gemeinde Schwesing mitwirkt. Reste der Barackenfundamente und der Lagerhydrant wurden in die Gestaltung der Gedenkstätte einbezogen. Sie soll demnächst um einen Schaukasten erweitert werden. Mitglieder der Arbeitsgruppe stehen auf Anfrage zur Führung von Besuchergruppen zur Verfügung.
Bei der Arbeit besonders wichtig ist nach wie vor die Betreuung von ehemaligen Häftlingen und Angehörigen. Über das KZ informiert auch eine Einheit der unter Federführung des Kreises erstellten Wanderausstellung "Streifzüge durch die Geschichte Nordfrieslands".
1938/39
als Barackenlager für höchstens 400 Mann errichtet,
die mit Bauarbeiten am Flugplatz Husum-Schwesing beschäftigt waren.
25.09.1944
Außenlager des KZ Hamburg-Neuengamme.
1.500 Häftlinge werden mit Viehwaggons der Bahn aus
Neuengamme herantransportiert und eingepfercht.
Arbeitseinsatz an der Verteidigungsanlage \"Friesenwall\"
19.10.1944
Weitere 1.000 Häftlinge aus Neuengamme folgen. Seitdem steigende Zahl von Todesfällen durch Hunger, Überarbeitung, Auszehrung, Krankheit und körperliche Züchtigung.
01.11.1944
Ungefähr 1.000 Häftlinge werden von Husum-Schwesing in das Außenlager Ladelund transportiert.
29.12.1944
Durch die veränderte militärische Lage ist der \"Friesenwall\" vollends sinnlos geworden. Die überlebenden Häftlinge werden nach Neuengamme zurückgebracht, fast 300 Menschen sind in Schwesing ums Leben gekommen. Die genaue Zahl ist unbekannt.
nach 1945
Zeitweise Flüchtlingslager.