Im Detail
Der preußische Staat ließ 1933 im Emsland acht Konzentrationslager für 10 000 politische „Schutzhäftlinge“ errichten. Tatsächlich genutzt und mit 4 000 Häftlingen belegt wurden ab Sommer 1933 drei Lager: Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum. Die Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit bei der Kultivierung der ausgedehnten Moorgebiete eingesetzt.
1934/35 bzw. 1937 (Esterwegen) wurden diese und vier weitere Lager der Reichsjustizverwaltung übergeben und als Strafgefangenenlager genutzt. Acht 1938/39 neu errichtete Lager und eines der vorhandenen übernahm im September 1939 die Wehrmacht und richtete sie als Kriegsgefangenenlager ein.
In den Lagern litten etwa 80 000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene, während des Krieges kamen weit mehr als 100 000 Kriegsgefangene hinzu. Mehr als 20 000 Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern sind in diesen Lagern umgekommen.
Im April 1945 wurden die Lager aufgelöst oder durch alliierte Truppen, darunter auch exilpolnische Einheiten, befreit. Nach Kriegsende nutzten die Briten Esterwegen als Internierungslager. In den anderen Lagern (und in zahlreichen Ortschaften) wurden bis 1948 zehntausende Displaced Persons, überwiegend Polen, untergebracht.
Seit Mitte der 1950er Jahre kamen Überlebende zu selbstorganisierten Treffen in das Emsland. An den ehemaligen Lagerorten erinnerten damals Friedhöfe und vereinzelt bauliche Überreste an die Vergangenheit.
Als die Bundeswehr in Esterwegen ihr Depot aufgab, das sie seit 1963 auf dem auf dem ehemaligen Lagergelände und in angrenzenden Gebäuden genutzt hatte, übernahm der Landkreis Emsland das Gelände, gründete die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen und eröffnete am 31. Oktober 2011 die Gedenkstätte Esterwegen. Im Besucherzentrum befinden sich die Ausstellung zu den Emslandlagern 1933 – 1945, eine Ausstellung zur Nachgeschichte sowie ein Archiv, eine Bibliothek und Seminarräume. Auf dem ehemaligen Lagergelände wurden nicht mehr sichtbare Teile der Lagertopographie in eine Formensprache übersetzt und die Standorte der früheren Gefangenenbaracken durch „Baumpakete“ visualisiert.
1933-1936
Konzentrationslager
1934-1945
Strafgefangenenlager
1939-1945
Militärstraf- und Kriegsgefangenenlager
1944/1945
Außenlager des KZ Neuengamme
1985
erste privat (insbesondere von ehemaligen Häftlingen) organisierte Ausstellung
1993
Errichtung eines Dokumentationszentrums in Papenburg, finanziert durch die Stadt Papenburg, den Landkreis Emsland und das Land Niedersachsen
2007/2008
Gründung der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen;
Geschäftsführung: Dr. Andrea Kaltofen
2011
Eröffnung der Gedenkstätte Esterwegen