Im Detail
1938 wurde in der Nähe des Hunsrücker Dorfes Hinzert bei Hermeskeil ein Barackenlager für Arbeiter des Westwalls und der Reichsautobahn angelegt. 1939 wurde anstelle dieses Lagers ein "Polizeihaft- und Erziehungslager" der SS für solche Arbeiter eingerichtet, die auf Baustellen missliebig geworden waren. Nach dem deutschen Überfall auf Frankreich und die Beneluxstaaten erhielt das Lager neue Aufgaben. Es wurde am 1. Juli 1940 dem Inspekteur der Konzentrationslager unterstellt, das Personal wurde bereits im April 1940 in die Waffen-SS übernommen.
Nach derzeitigen Erkenntnissen haben etwa 10.000 Häftlinge in dem SS-Sonderlager/KZ Hinzert gelitten. Mindestens 302 Gefangene wurden ermordet oder starben an den Folgen der Haft. Die Haftdauer in Hinzert betrug in der Regel nur wenige Monate, weil hier entschieden wurde, ob die Opfer an andere, größere Konzentrationslager überstellt werden sollten. Neben deutschen Gegnern des NS-Systems gab es vor allem luxemburgische, polnische und französische Häftlinge. Es gab daneben zahlreiche Häftlinge aus der damaligen Sowjetunion, aber auch aus Belgien und den Niederlanden. Juden und Sinti waren nur wenige unter den Häftlingen in Hinzert. Einige von ihnen wurden im Lager umgebracht.
Im Laufe der Jahre entstanden zahlreiche Außenkommandos in der näheren Umgebung und in größerer Entfernung zum SS-Sonderlager Hinzert, eine Reihe kleinerer Außenlager, in denen die Häftlinge für Industrie, Wehrmacht und NSDAP besonders schwere und gefährliche Arbeiten zu verrichten hatten. Nach der gescheiterten Ardennenoffensive wurde das Lager Hinzert im November 1944 dem KZ Buchenwald unterstellt. Am 3. März 1945 wurde das Lager teilweise evakuiert. Ein Teil der Häftlinge wurde in Gewaltmärschen bis nach Hessen getrieben, wo sie in der Nähe von Friedberg im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurden. Die im Lager verbliebenen Gefangenen wurden Mitte März 1945 von den anrückenden amerikanischen Soldaten befreit.
Anfang März 1946 wurden die noch identifizierbaren luxemburgischen Opfer exhumiert und zusammen mit Opfern des Außenlagers "Unter den Eichen" in Wiesbaden am 10. März 1945 in der Stadt Luxemburg beigesetzt. Alle anderen Opfer wurden in einem Ehrenfriedhof auf dem Gelände des ehemaligen SS-Mannschaftslagers Hinzert, auf dem sich die heutige Gedenkstätte befindet, bestattet. 1948 wurde eine Gedächtniskapelle errichtet. In den 70er Jahren wurden von der luxemburgischen Amicale des Anciens de Hinzert zwei Gedenksteine für die luxemburgischen Opfer der Massenerschießungen im Hinzerter Wald aufgestellt.
1989 wurde der Förderverein Gedenkstätte KZ Hinzert gegründet. Seit 1991 hat das Land Rheinland-Pfalz die Gedenkstättenarbeit auch in Hinzert intensiviert und durch die Landeszentrale für politische Bildung verschiedene Maßnahmen zur NS-Aufklärungsarbeit durchgeführt. Hierbei wird mit den Organisationen ehemaliger Hinzert-Häftlinge in Luxemburg und Frankreich eng zusammengearbeitet, Kontakte zu anderen Ländern wie Polen oder Belgien wurden geknüpft.Im Dezember 2005 wurde in Anwesenheit des damaligen luxemburgischen Ministerpräsidenten Jean Claude-Juncker und des damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck das Dokumentations- und Begegnungshaus der Gedenkstätte eröffnet. Seither kommen jährlich knapp 10.000 Besucher und Besucherinnen um die Ausstellung der Gedenkstätte zu besichtigen.
ab Oktober 1939
Polizeihaftlager der SS für "straffällig" gewordene Arbeiter des Westwallbaus
1.Juli 1940
Unterstellung des SS-Sonderlagers Hinzert an den Inspekteur der Konzentrationslager. Übernahme des Personals in die Waffen-SS bereits im April
15./16. Oktober 1941
In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober Ermordung von 70 sowjetischen Kriegsgefangenen.
7. Februar 1942
Unterstellung unter das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt
2. bis 9. September 1942
Erschießung von 20 Luxemburgern die am "Generalstreik" am 31. August 1942 teilgenommen hatten.
25. Februar 1944
Erschießung von 23 luxemburgischen Widerstandskämpfern
24 November 1944
Unterstellung des Lagers an das KZ Buchenwald
5./6. März 945
Evakuierungsmarsch
15/16. März
Befreiung der noch im Lager verbliebenen Häftlinge
Frühjahr 1946
Exhumierung der noch auffindbaren Toten der im Umfeld des Lagers befindlichen Massengräber und Beisetzung der Toten in einem Ehrenfriedhof auf dem Gelände des ehemaligen Mannschaftslagers Hinzert
4. November 1948
Einweihung der so gebannten Sühnekapelle und des Friedhofes
11.Oktober 1986
Einweihung der Wercollier-Denkmals auf dem Friedhof
4. März 1989
Gründung des Fördervereins "Dokumentations- und Begegnungsstätte ehemaliges KZ Hinzert e.V."
1991
Übertragung der Zuständigkeit der landeseigenen Gedenkstätte auf die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz
1997
Aufbau eines viersprachigen Informationstafelsystems in der Gedenkstätte und in den umliegenden Wäldern an "Stätten der Unmenschlichkeit" seitens der Landeszentrale für politische Bildung
2005
Eröffnung des Dokumentations- und Begegnungshauses der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert