Im Detail
Die Gedenkstätte Breitenau befindet sich im Ort Guxhagen ca. 15 km südlich von Kassel. Sie wurde im Oktober 1984 von der Universität Kassel mit Unterstützung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen auf dem Gelände des ehemaligen Benediktinerklosters und späteren Arbeitshauses Breitenau gegründet. Die Räume der Gedenkstätte befinden sich in der ehemaligen Zehntscheune des Klosters, in den übrigen Gebäuden ist eine Einrichtung von Vitos Kurhessen für seelisch kranke Menschen untergebracht. Seit 1986 wird die Gedenkstätte von einem Förderverein getragen und vom Land Hessen sowie weiteren Förderern untertstützt.
In dem ehemaligen Kloster und späterem Arbeitshaus befand sich während der NS-Zeit zunächst ein frühes Konzentrationslager (1933-1934) und später ein sogenanntes "Arbeitserziehungslager" (1940-1945). In dem frühen KZ waren vor allem deutsche politische Gegner inhaftiert, die dort diszipliniert und eingeschüchtert werden sollten. In dem "Arbeitserziehungslager" waren etwa 7000 ausländische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen inhaftiert, die sich der Zwangsarbeit widersetzt oder gegen NS-Bestimmungen (z.B. Umgang mit Deutschen) verstoßen hatten. Sie sollten durch Bestrafung für den erneuten Arbeitseinsatz gefügig gemacht werden. Außerdem waren in dem Lager auch etwa 1300 Deutsche inhaftiert, von denen etwa 150 jüdische Gefangene waren. Von den über 8000 Gefangenen wurden etwa 1800 in verschiedene Konzentrationslager deportiert.
Es existieren noch Isolierzellen, Dusch- und Waschräume sowie mehrere Gebäude, in denen Gestapo-Gefangene untergebracht waren.
In der Gedenkstätte befinden sich eine Ausstellung, die mit künstlerischen Mitteln die Besucher an die Geschichte des Ortes heranführt und diese auch anregen soll, über allgemeine Fragen zu Ausgrenzung und Toleranz nachzudenken. Durch die erhaltenen Akten und vielfältige Informationsmaterialien lassen sich Einzelschicksale nachzeichnen, die in sämtliche nord- und osthessische Regionen reichen. Aus dem erhaltenen Aktenbestand wird außerdem der bürokratische Verfolgungsapparat erkennbar, in dem neben der Gestapo viele Behörden, Ämter, Firmen und Einzelpersonen involviert waren.
Ein Besuch bietet sich vor allem auch für Schulklassen an, bei dem die Schüler neben der Führung durch die Ausstellung und über das Gelände auch Projektarbeiten an den Akten und Einzelschicksalen durchführen können, um einen detaillierten Einblick in den Verfolgungsapparat zur NS-Zeit zu erhalten.
Zusätzlich zu diesen unmittelbar auf die NS-Zeit bezogenen Arbeitsmöglichkeiten bietet die Gedenkstätte Veranstaltungen (Lesungen, Vorträge, Filmabende, Sonderausstellungen etc.) an, die Fragen der Gewalt, Ausgrenzung und Diskriminierung thematisieren und somit eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart schlagen.
1874
Einrichtung eines Arbeitshauses auf dem Gelände des ehemaligen Benediktinerklosters Breitenau
Juni 1933-März 1934
Errichtung eines frühen Konzentrationslagers zusätzlich zum Arbeitshaus
1940
Einrichtung eines "Arbeitserziehungslagers" der Gestapo Kassel
1945
Auflösung des "Arbeitserziehungslagers" kurz vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen in Breitenau
1949
Auflösung des Arbeitshauses Breitenau
1952-1973
Das Gelände wird zu einem Heim für sogenannte "schwer erziehbare Mädchen" umgewandelt
seit 1974
Einrichtung für seelisch kranke Menschen von Vitos Kurhessen
1982
Die erste Ausstellung von der Projektgruppe Breitenau der Gesamthochschule Kassel (Universität Kassel) mit dem Titel "Erinnerungen an Breitenau 1933-1945" wird eröffnet
1984
Gründung der Gedenkstätte Breitenau durch die Projektgruppe der Gesamthochschule Kassel (Universität Kassel) mit Unterstützung des Landeswohlfahrtsverbands Hessen
1992
Eröffnung der Dauerausstellung des Künstlers Stephan von Borstel in der Gedenkstätte Breitenau