Im Detail
Wie kaum anders lassen sich in der Gedenkstätte Ahrensbök Anfang, Alltag und Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft beispielhaft thematisieren
In dem Gebäude der Gedenkstätte Ahrensbök befand sich das einzige noch erhaltene bauliche Zeugnis eines frühen KZ in Schleswig-Holstein. Das Konzentrationslager Ahrensbök-Holstendorf existierte sechs Wochen, vom 3. Oktober bis 6. Dezember 1933.
Vom 1. November 1932 bis zum 16. März 1933 hatte zuvor die SPD-nahe Reichsbannerjugend in dem ehemaligen Direktorenhaus einer alten Zuckerfabrik ein Freiwilliges Arbeitsdienstlager unterhalten.
Im Landesteil Lübeck des Freistaates Oldenburg wurden nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten zunächst alle sogenannten „politischen Häftlinge“ im „Schutzhaftlager“ des Amtsgerichtsgefängnis Eutin interniert. Am 3. Oktober 1933 wurden die Häftlinge aus Eutin in das als Konzentrationslager eingerichtete Gebäude in Ahrensbök-Holstendorf verlegt.
Am 1. Dezember 1933 zog die Führerschule der Gruppe Nordmark der NSDAP in das Gebäude der Realschule Ahrensbök; die Schüler der Realschule wurden in das Gebäude des KZ Holstendorf eingewiesen, während die Häftlinge des frühen KZ in ein Gebäude im Ortskern von Ahrensbök verlegt wurden. Am 9. Mai 1934 wurde das Konzentrationslager aufgelöst. Insgesamt wurden während des Bestehens des KZ Eutin/Ahrensbök mehr als 300 Häftlinge interniert.
1936 wurde im Rahmen des NS-Autarkieprogramms die Genossenschaft Flachsröste gegründet, in der Hunderte von ausländischen Zwangsarbeiter/innen eingesetzt wurden.
Am 13. April 1945 zogen etwa 500 Überlebende der nationalsozialistischer Konzentrationslager Auschwitz-Fürstengrube und Mittelbau-Dora durch Ahrensbök. Die Häftlinge wurde etwa 14 Tage in zwei Scheunen zwangseinquatiert, bevor sie auf das Häftlingsschiff Cap Arcona gepfercht wurden, die am 3. Mai in der Lübecker Bucht bei Neustadt versenkt wurde.
Die Erforschung des Eutiner Schutzhaftlagers begann der kanadische Historiker Lawrence D. Stokes bereits Ende der 70er Jahre. Durch die Forschungen des Regionalhistorikers Gerhard Hoch in den späten 80er Jahren wurde zunächst das Schicksal der jüdischen Häftlinge von Fürstengrube bekannt. Die Studien von Jörg Wollenberg in den späten 90er Jahren machten das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Ahrensbök öffentlich.
Im Juni 1998 gründete sich die Gruppe 33 - Arbeitsgemeinschaft zur Zeitgeschichte in Ahrensbök e.V.. Unter ihrer Regie fand im Sommer 1999 das erste Internationale Jugendlager in Zusammenarbeit mit der Aktion Sühnezeichen - Friedensdienste statt. Ab 1. September 1999, wurde der Weg der KZ-Häftlinge desTodesmärsches durch Ostholstein mit Stelen markiert.
Am 8. Mai 2000 wurde der Trägerverein Gedenkstätte Ahrensbök e.V. gegründet. Genau ein Jahr später konnte dieser Verein die Gedenkstätte Ahrensbök mit der Dauerausstellung über den Todesmarsch von Auschwitz nach Holstein eröffnen.
1883: Bau des Direktorenhauses einer Zuckerfabrik
1908: Chemische Fabrik Dr. Christ
1932: November - März 1933, freiwilliges Arbeitslager der Reichsbanner-Jugend
1933: 3. Oktober - 6. Dezember, frühes Konzentrationslager in Ahrensbök-Holstendorf
1934: Sitz der Realschule Ahrensbök
1934: Gründung der Flachsröste, Einsatz von Zwangsarbeitern
1945: April, Todesmarsch von etwa 500 Häftlingen aus den Konzentrationslagern Auschwitz-Fürstengrube, Mittelbau-Dora. 14-tägiger Aufenthalt in zwei Scheunen in Siblin, Sarau
3. Mai: Die meisten kommen während während eines Bombenangriffs auf dem Häftlings-Schiff Cap Arcona ums Leben