Im Detail
Im Oktober 1942 richteten SS und die Reichswerke für Erzbergbau und Eisenhütten "Hermann Göring" das KZ-Außenlager Drütte ein. Es war eines der ersten und größten Außenlager des KZ Neuengamme bei Hamburg. Unter einer betrieblich genutzten Hochstraße auf dem Werksgelände wurden mehr als 3000 Häftlinge unterschiedlicher Nationalitäten untergebracht. Durch das Zumauern der Seiten der Hochstraßenbögen entstanden vier Unterkunftsblocks, Küche, Bekleidungskammer und Krankenrevier.
Die Häftlinge mussten in der Rüstungsproduktion des Werkes arbeiten. Am 8. April 1945 "evakuierte" die SS das Lager. In Celle geriet der Zug in einen Luftangriff der Alliierten. Über die Hälfte der Deportierten kam dabei und bei der anschließenden Hetzjagd durch die Wachmannschaften, unterstützt durch Celler Bürgerinnen und Bürger, zu Tode. Die Überlebenden wurden auf Todesmärschen in das nahegelegene KZ Bergen-Belsen getrieben.
Nach dem Krieg wurden die Räume des ehemaligen KZ Drütte betrieblich genutzt und teilweise umgebaut. Auch der heutige Gedenkraum entspricht in der Größe nicht ganz den damaligen Maßen. Hier befand sich in den fast 50 Jahren bis zur Errichtung der Gedenkstätte ein Abstellraum für Maschinenteile. Die Spuren sind noch sichtbar und gehören zum Konzept: Der Blick soll darauf gerichtet werden, dass die Räumlichkeiten des KZ eine alltägliche Nutzung erfuhren und teilweise heute noch erfahren. Bauliche Veränderungen und Rekonstruktionen wurden in Absprache mit dem Denkmalschutz nur dort vorgenommen, wo es notwendig war.
Die Ausstellung reflektiert auch die Geschichte der KZ-Außenlager Watenstedt/Leinde und Salzgitter-Bad.
1937
Gründung der Reichswerke Hermann Göring und Aufbau des Hüttenwerkes im Gebiet von Salzgitter
18. Oktober 1942
Errichtung des KZ Drütte auf dem Hüttengelände als eines der ersten Außenlager des KZ Neuengamme Nach Fertigstellung des Lagers Unterbringung von etwa 3000 Männern, die in der Rüstungsproduktion arbeiten
8. April 1945
"Evakuierung" des Lagers
nach 1945
Kurze Zeit Internierungslager; Unterbringung von Flüchtlingen im ehemaligen SS-Lager; betriebliche Nutzung des ehemaligen KZ-Geländes und der Gebäude
1992
Bereitstellung eines Raumes der ehemaligen Häftlingsunterkünfte zur Errichtung einer Gedenkstätte
11.April 1994
Eröffnung der Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte
Salzgitter, 1946, Blick von der Hochstraße über den ehemaligen Appellplatz und Blocks des KZ Drütte, Dokumentationsstätte Drütte.
Salzgitter, 1994, Ausstellungsbereich "Block", E. Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte.
Salzgitter, 2012, Gedenkstättenraum, E. Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte.