Im Detail
Der Erinnerungsort Alter Schlachthof
Der städtische Schlachthof an der Rather Straße 23 in Düsseldorf-Derendorf wurde 1899 in Betrieb genommen und blieb dies bis in das Jahr 2002. Danach verwaiste das Gelände und nur eine kleine Gedenktafel erinnerte an die Verbrechen, die hier zwischen 1941 und 1944 verübt wurden.
Fast 6.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf mussten sich hier auf Anordnung der Gestapo zu insgesamt sieben Transporten einfinden. Sie wurden registriert, ausgeraubt und nach einer Nacht in der Großviehhalle vom nahe gelegenen Güterbahnhof in Ghettos im besetzten Osteuropa deportiert: nach Łódź, Minsk, Riga, Izbica und Theresienstadt (heute: Terezín). Nur wenige überlebten die Shoah.
Im Februar 2016 wurde der neue Campus der Hochschule Düsseldorf auf dem Gelände des früheren Schlachthofs eröffnet. In der denkmalgeschützten Großviehhalle befinden sich nun Campus-IT und Hochschulbibliothek. Im Eingangsbereich der Halle hat der Erinnerungsort Alter Schlachthof seinen Platz gefunden. Konzipiert und realisiert wurde der Erinnerungsort von MitarbeiterInnen und Studierenden der Hochschule.
Die Dauerausstellung dokumentiert am historischen Ort die hier verübten Verbrechen, Lebens- und Familiengeschichten werden rekonstruiert. Im Digitalen Archiv werden neben vielen historischen Dokumenten biographische Informationen und Fotos von allen Verfolgten, aber auch von TäterInnen und ProfiteurInnen, gesammelt und präsentiert. Auch der Umgang mit den wenigen Überlebenden der Shoah und die Nachwirkungen der NS-Herrschaft werden thematisiert.
Die Ausstellung wird um ein historisch-politisches Bildungsprogramm ergänzt, entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der Hochschule Düsseldorf. Es richtet sich an Hochschulangehörige, Jugendliche, MultiplikatorInnen sowie die interessierte Öffentlichkeit. In Führungen, Workshops, Lesungen und Vorträgen werden die Geschichte des historischen Ortes und der Menschen aus der Region, die in die Ghettos und Vernichtungslager deportiert wurden, aber auch Gegenwartsfragen wie Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Umgang mit Minderheiten thematisiert.
1899
Eröffnung des städtischen Schlacht- und Viehhofes an der Rather Straße in Düsseldorf-Derendorf
1934
Bauliche Erweiterung der Großviehhalle
1941/42
Deportation von 1.003 jüdische Männern, Frauen und Kindern in das Ghetto „Litzmannstadt“ (Łódź). Es folgen Deportationen nach Minsk (10.11.1941) und Riga (11.12.1941), Izbica (22.4.1942) und Theresienstadt (22./25.7.1942)
1943-45
Zahlreiche Hallen und Gebäude werden im Bombenkrieg zerstört, der Betrieb kann jedoch aufrechterhalten werden.
1943
Mindestens einmal dient der Schlachthof als Zwischenlager für Güter aus geraubtem jüdischem Besitz
1944
Deportation von etwa 250 jüdischen MischehepartnerInnen (18.9.1944)
Nach 1945
Wiederaufbau und neue Erweiterungsbauten am städtischen Schlachthof
1986
Installation einer Gedenktafel an der Außenmauer des Schlachthofs an der Rather Straße
1990er Jahre
Privatisierung des Schlachthofs
1999
Die Großviehhalle wird unter Denkmalschutz gestellt
2002
Insolvenz und Schließung des Schlachthofs
2007
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW (BLB) erhält den Zuschlag für den Bau eines neuen Campus für die Fachhochschule Düsseldorf.
2012
Beginn der Bauarbeiten am neuen Campus-Derendorf; erster „Runder Tisch“, darunter VertreterInnen der Hochschule, des AStA, der Jüdischen Gemeinde Düsseldorfs, des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Nordrhein, der Stadt Düsseldorf, der Mahn- und Gedenkstätte, der Bezirksvertretung, des BLB und des Architektenbüros Nickl & Partner. Der „Runde Tisch“ begleitet in der Folgezeit die weitere Entwicklung der Arbeiten am Erinnerungsort.
2016
Eröffnung des Campus Derendorf sowie des Erinnerungsortes Alter Schlachthof (im Februar 2016)