Im Detail
Die 1603 bis 1609 als Nebenresidenz der Fürstbischöfe von Paderborn im Stil der Weserrenaissance erbaute Wewelsburg fand durch ihre Lage und ihre seltene Dreiecksform 1933 das Interesse Heinrich Himmlers, des Reichsführers der SS. 1934 mietete die SS die Burg vom Kreis Büren für die symbolische Gebühr von einer Reichsmark pro Jahr. Nach Himmler sollte die Burg sowohl Zentrum der pseudowissenschaftlichen Untermauerung der NS-Ideologie als auch Weihestätte für tote SS-Führungspersonen werden. 1934 begann der Ausbau der Wewelsburg, 1939 folgte der Umbau des durch einen Blitzschlag seit 1815 bis auf die Außenwände zerstörten Nordturmes der Burg. Der Kellerraum wurde zu einer sogenannten "Gruft" umgestaltet, und der Bereich der ehemaligen fürstbischöflichen Kapelle sollte als "Obergruppenführersaal" ausgebaut werden. Weitere Baupläne sahen eine riesenhafte Anlage vor, der auch das gesamte Dorf Wewelsburg hätte weichen müssen. Um für diese und weitere Bauvorhaben auf billige Arbeitskräfte zurückgreifen zu können, verlegte die SS nach Abzug des Reichsarbeitsdienstes 1939 ein Kommando des Konzentrationslagers Sachsenhausen nach Wewelsburg.
Nach dem Anstieg der Häftlingszahlen wurde das Lager 1941 zum selbständigen Konzentrationslager "Niederhagen" erhoben. Von den insgesamt 3900 Häftlingen, die die SS in das Wewelsburger Lager einlieferte, starben mindestens 1285, deren Sterbeurkunden erhalten sind. Unterernährung, harte Arbeit, mangelnde Hygiene und willkürliche Strafen, aber auch bewusste Tötungen waren die Todesursachen von deutschen Häftlingen, darunter Zeugen Jehovas, von sogenannten "Fremdarbeitern" und sowjetischen Kriegsgefangenen sowie von Angehörigen anderer Nationalitäten. Unmittelbar vor Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion im Juni 1941 versammelte Himmler seine wichtigsten für den Einsatz im Osten vorgesehenen Offiziere zu einer letzten Unterredung auf der Wewelsburg. Nach der Niederlage von Stalingrad wurden die Umbauarbeiten eingestellt, große Teile der KZ-Häftlinge auf andere Lager verteilt. Um die Eroberung der Burg durch die Amerikaner zu verhindern, befahl Himmler die Sprengung der gesamten Anlage in der Mitte des Dorfes. Zwei Tage später, am 2. April 1945, befreiten amerikanische Truppen die in Wewelsburg verbliebenen Häftlinge.
Nach langjähriger, intensiver und kontroverser Diskussion wurde 1982 eine dokumentierende Ausstellung "zur Mahnung für die Lebenden und zum ehrenden Gedenken an die Opfer des KZ Niederhagen" eingerichtet. Der beantragte Gedenkstein für die Toten des Konzentrationslagers wurde gleichzeitig für die Opfer anderer Gruppen auf der Kriegsgräberstätte Böddeken, einem Friedhof auch für Angehörige der Waffen-SS ca. vier Kilometer von Wewelsburg entfernt, errichtet. Erst im Jahr 2000 wurde auf Initiative junger Wewelsburger Bürgerinnen und Bürger ein Mahnmal am ehemaligen Appellplatz des KZ Niederhagen eingeweiht.
Im April 2010 wurde nach mehrjähriger Konzeptionsarbeit eine neue Dauerausstellung eröffnet, die weltweit erstmalig eine umfassende museale Gesamtgeschichte der SS zeigt. Daneben bietet die Gedenkstätte eine Bibliothek, eine archivarische Sammlung samt Video- und „Oral History“-Archiv, Museumsshop, Café, Publikationen sowie Führungen und Besucherbetreuung.
1934
Anmietung der Burg durch die SS Ausbau durch den Reichsarbeitsdienst
1939
Eintreffen der ersten KZ-Häftlinge aus Sachsenhausen
1941
Gründung des KZ Niederhagen, des kleinsten selbständigen KZ in Deutschland
31.März 1945
Befehl Himmlers zur Sprengung der Burg
2.April 1945
Befreiung des Restkommandos durch amerikanische Soldaten
1982
Eröffnung der ständigen Dokumentation "Wewelsburg 1933-1945, Kult- und Terrorstätte der SS"
seit 2000
Inhaltliche Überarbeitung und Neukonzeption der Dauerausstellung