Im Detail
Das Hauptgebäude der Dokumentationsstätte "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus" wurde 1907 als Polizeikommissariat errichtet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 zogen im ersten Übergeschoß die Ortsgruppenleitung Buer-Erle der NSDAP und die Erler SA ein. Im Hauptraum, wo sich zunächst das Büro des Ortsgruppenleiters und später ein Schulungsraum befand, wurde eine Wandinschrift, die das NSDAP-Programm von 1920 wiedergibt, angebracht. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde diese übermalt. Das Gebäude wurde bis in die 50er Jahre von der Stadtsparkasse und von einer Meldestelle genutzt. Die Polizei verblieb bis 1976 im Gebäude. Die Erdgeschoßräume stehen seit den 80er Jahren einer Zweigstelle der Stadtbücherei zur Verfügung. Bei Renovierungsarbeiten wurde im Sommer 1986 die Wandinschrift wiederentdeckt. Da es sich bei dieser um einen der wenigen authentischen Überreste aus der Zeit des Nationalsozialismus handelt, beschloss der Rat der Stadt Gelsenkirchen, in den historischen Räumen eine Dokumentationsstätte über die Zeit des Nationalsozialismus einzurichten. Mit der Errichtung der Dokumentationsstätte wurde das 1989 gegründete Institut für Stadtgeschichte beauftragt. Nach umfangreichen Renovierungs- und Umbaumaßnahmen und nach entsprechender wissenschaftlicher Forschungsarbeit des Instituts für Stadtgeschichte konnte die Dokumentationsstätte "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus" am 8. Mai 1994 eröffnet werden.
Die nach mehr als 20 Jahren bestehende Dauerausstellung wurde in den Jahren 2014/2015 grundlegend überarbeitet. Am 8. Mai 2015 konnte die Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ mit der neu gestalteten Dauerausstellung präsentiert werden und steht seither der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung
Die neue Ausstellung stellt die Bedingungen dar, unter denen die von den Nationalsozialisten propagierte „Volksgemeinschaft“ bereit war, im Namen einer rassistischen und menschenverachteten Ideologie an Verbrechen mitzuwirken, die mit alltäglicher Ausgrenzung begannen und schließlich im Massenmord gipfelten – auch in einer Industrieregion, deren Bevölkerung dem Nationalsozialismus ursprünglich überwiegend ablehnend begegnet war. Dabei werden neben der eigentlichen Phase des „Dritten Reiches“ zwischen 1933 und 1945 auch die Vorgeschichte und die Nachwirkungen berücksichtigt.
Die Ausstellung beginnt im Treppenhaus mit der Beschreibung der Geschichte des Hauses an der Cranger Straße 323. In sieben weiteren Räumen werden Inhalte thematisiert, die insbesondere die Prozesse der Ausgrenzung und Gemeinschaftsbildung an Gelsenkirchener Biografien und Ereignissen darstellen.
Verschiedene Angebote wie Führungen durch die Dauerausstellung – auch zu ausgewählten thematischen Schwerpunkten -, Gruppenarbeit, Seminare, Projektbegleitung, Beratung und Unterstützung bei Haus- und Facharbeiten sowie regelmäßige Vortragsreihen werden kostenfrei in der Dokumentationsstätte angeboten. Führungen für Schulklassen, Gruppen und andere Interessierte sind nur nach Voranmeldung möglich.
1907
Errichtung des Gebäudes als Polizeiwache
1933-1945
Sitz einer lokalen NSDAP-Ortsgruppe und SA-Gruppe Anbringung des NSDAP-Parteiprogramms als Wandinschrift, im Frühjahr 1945 übermalt
1986
Wiederentdeckung der Wandinschrift, unter Denkmalschutz gestellt
1989
Beschluß der Stadt Gelsenkirchen zur Errichtung der Dokumentationsstätte
8.Mai 1994
Eröffnung der Dokumentationsstätte