Im Detail
Ab dem 20. April 1945 schaffte die SS-Lagerführung vom KZ-Neuengamme mehr als 9000 Häftlinge zu Fuß und in Güterwaggons nach Lübeck. Hier wurden sie auf drei, von dem Hamburger Nazi-Gauleiter Karl Kaufmann requirierte Schiffe verbracht. Die SS hatte die Idee, schwimmende "Verwahrstätten" einzurichten. Der Widerstand des Kapitäns der "Cap Arcona" wurde durch Gewaltandrohung gebrochen. Die Situation auf den Schiffen war grauenvoll - es gab kaum etwas zu essen und zu trinken, für die Kranken gab es keine Medikamente und Verbandsstoffe, die sowjetischen Häftlinge waren in einem Raum ohne Licht und Luft auf der "Cap Arcona" zusammengepfercht.
Am 2. Mai 1945 entdeckte die britische Luftaufklärung einen von Neustadt in Holstein Richtung Dänemark und Norwegen abgehenden militärischen Geleitzug. Neben zahlreichen anderen Angriffszielen in der Ostsee wurde dieser für den nächsten Tag mit in den Operationsplan aufgenommen. Indem die nicht gekennzeichnete KZ-Häftlings-Flotte zusammen mit militärischen Einheiten vor Neustadt auf Reede lag, stellten die Nationalsozialisten den Alliierten eine perfide Falle zur Vernichtung der Häftlinge. Gemäß den Weisungen Himmlers sollte kein Häftling lebend in die Hände der Alliierten fallen. Den Briten und dem Schwedischen Roten Kreuz gelang es nicht, die wahre Situation vor den Toren Neustadts rechtzeitig zu erfassen. So griffen am 3. Mai 1945 ab 14.30 Uhr drei Staffeln Typhoon-Jagdbomber unter eigenen Verlusten die Schiffsansammlung an. Dabei wurden U-Boote und die Häftlingsflotte mit ca. 10.000 Menschen versenkt. In den Vormittagsstunden wurden am Strand zwischen Neustadt und Pelzerhaken außerdem über 200 Menschen aus dem KZ Strutthof, unter ihnen viele Frauen und Kinder, durch SS und SD ermordet.
Die gekenterten Schiffe "Cap Arcona" und "Deutschland" wurden im Jahre 1948 in monatelanger Arbeit von Bergungsfirmen zur Schrottverwertung auseinandergeschnitten, da eine Bergung nicht möglich war. Entlang der Lübecker Bucht wie auch in Mecklenburg an der Ostseeküste entstanden in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Gedenk- und Erinnerungsstätten. Die internationale Häftlings-Organisation Amicale Internationale de Neuengamme veranstaltet alle zwei Jahre einen Kongress und rief anlässlich des 45. Jahrestages der "Cap Arcona" - Katastrophe zu Gedenkveranstaltungen vom 3. bis 5. Mai 1990 in Neustadt wie auch in Hamburg-Neuengamme auf. In jenen Tagen wurde in Lübeck am Silo im Vorwerker Hafen eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Einschiffung der KZ-Häftlinge enthüllt. Seit dem 45. Jahrestag 1990 zeigt das "Cap Arcona"-Museum in Neustadt die Geschichte dieser Katastrophe.
20. April 1945
Transport von mehr als 9000 Häftlingen vom KZ Neuengamme nach Lübeck durch die SS Verbringung der Häftlinge auf drei Schiffe
3. Mai 1945
Angriff englischer Jagdbomber auf die in der Lübecker Bucht liegenden Schiffe, Tod von insgesamt über 7000 Menschen
1984
Auftrag an Wilhelm Lange zur Vorbereitung der schriftlichen Dokumentation und der Gedenkausstellung für 1985
Mai 1990
Eröffnung des "Cap Arcona"-Museums in Neustadt in Holstein
3.-5. Mai 1990
Gedenkveranstaltungen in Neustadt und Hamburg-Neuengamme anläßlich des 45.Jahrestages der "Cap Arcona"-Katastrophe
Neustadt, 1986, "Cap Arcona"-Ehrenfriedhof Pforte und zentraler Gedenkstein, Stadtarchiv Neustadt/Holstein.
Neustadt, 1993, Kremper Tor; Anbau Museum "Arcona", Stadtverwaltung Neustadt/Holstein.