Im Detail
Das Konzentrationslager Flossenbürg bestand vom 3. Mai 1938 bis 23. April 1945 in Nordostbayern, nahe der tschechischen Grenze. Für die Standortwahl waren neben der strategisch wichtigen Grenznähe vor allem die reichen Granitvorkommen ausschlaggebend. Während der sieben Jahre seiner Existenz entwickelte sich das Lager Flossenbürg zu einem Komplex mit über 100 Außenlagern und –kommandos. Die geographische Ausdehnung des Flossenbürger KZ-Komplexes ist eine der größten aller Konzentrationslager. Von den insgesamt 100.000 Häftlingen des KZ Flossenbürg und seiner Außenlager kamen mehr als 30.000 ums Leben. Die Häftlinge wurden in den Steinbrüchen der SS-eigenen Deutschen Erd- und Steinwerken (DEST) zur Zwangsarbeit eingesetzt. Die Granitsteine wurden unter anderem als Baumaterialien für die „Führerbauten“ in Berlin und für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg verwendet. 1942 verlagerte die Rüstungsfirma Messerschmitt eine Teilproduktion des Jagdflugzeuges ME 109 nach Flossenbürg.. Die überwiegende Anzahl der Häftlinge wurde nun in der Fertigung von Flugzeugteilen beschäftigt. Die Expansion der kriegswirtschaftlichen Häftlingsarbeit führte ab 1942 zu einer gewaltigen Ausdehnung des Flossenbürger Lagersystems bis nach Böhmen und Sachsen. Bis Ende 1944 entstand ein Netz von fast 100 Außenlagern, in denen Häftlinge in eigenen Lagern, die organisatorisch der Kommandantur in Flossenbürg unterstanden, für unterschiedlichste Bau- und Rüstungsprojekte eingesetzt waren. Trotz ständiger baulicher Erweiterungen erreichte das Lager aufgrund der ungünstigen Topographie des Geländes nie die projektierte Ausbaustufe. Die Belegung des ursprünglich für 1.500 männliche Häftlinge geplanten Stammlagers Flossenbürg wuchs bis 1945 auf über 15.000 Gefangene an. Zunächst waren ausschließlich deutsche Gefangene, hauptsächlich sogenannte „Bv-er“ (Befristete Vorbeugehaft), „Asoziale“ und deutsche politische Häftlinge, aber auch jüdische Gefangene, Homosexuelle und Zeugen Jehovas in Flossenbürg interniert. Ab 1940 änderte sich die Häftlingsstruktur grundlegend. Häftlinge aus neunzehn Nationen wurden im Stamm- und den Außenlagern untergebracht. Politische Gefangene aus den besetzten Ländern Tschechoslowakei, Polen, Frankreich, Belgien, Holland und aus der Sowjetunion bildeten das Gros der Gefangenen. Die zahlenmäßig größte Gruppe waren Osteuropäer, die fast zwei Drittel aller Häftlinge ausmachten. Mit der zunehmenden Bedeutung der Häftlingsarbeit für die Rüstungsindustrie wurden auch Tausende Juden, vor allem aus Polen und Ungarn in die Lager des KZ Flossenbürg deportiert. Anfang des Jahres 1945 waren 40.000 Häftlinge im Komplex des KZ Flossenbürg interniert, davon 25.000 in den Außenlagern. Einige dieser Nebenstellen waren reine Frauenlager. Insgesamt befanden sich fast 16.000 Frauen in den Außenlagern. Die Todesrate der Häftlinge des Systems Flossenbürg lag bei einem Drittel und war selbst im Vergleich mit anderen Konzentrationslagern extrem hoch. Das KZ Flossenbürg diente während der gesamten Zeit seines Bestehens als Exekutionsort. Mehrere tausend Gegner des NS-Regimes, darunter 3.000 sowjetische Kriegsgefangene, wurden im Lager ermordet. Drei Wochen vor der Befreiung wurden in Flossenbürg namhafte Mitglieder des militärischen Widerstandes hingerichtet, unter ihnen Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm Canaris und Hans Oster. Ab Februar 1945 entwickelte sich Flossenbürg zur Auffangstation für die in Auflösung befindlichen KZ Groß-Rosen und Buchenwald. Am 16. April räumte die SS das KZ Flossenbürg. Die Bewacher trieben über 10.000 Häftlinge auf Todesmärschen in Richtung Dachau und Tirol.
Am 23. April 1945 befreiten Einheiten der 3. US. Armee das Lager, in dem 1500 schwerkranke Häftlinge und über hundert Tote von der SS zurückgelassen worden waren. Bereits wenige Tage nach der Befreiung des Lagers wurde auf Befehl der amerikanischen Militärregierung ein Ehrenfriedhof für die verstorbenen Häftlinge angelegt.
Im September 1946 wurde der Grundstein für eine große Gedenklandschaft gesetzt, diese wurde schließlich im Mai 1947 eingeweiht. Flossenbürg ist damit die älteste Gedenkstätte Bayerns und eine der ersten Gedenkstätten auf dem Gebiet der Westalliierten.
Mai 1938
Errichtung des KZ Flossenbürg
Herbst 1939
Verlegung von 981 politischen Häftlingen aus Dachau nach Flossenbürg
Während des Krieges Inhaftierung von hauptsächlich ausländischen Gefangenen im KZ Flossenbürg und in 100 Außenlagern
20. April 1945
Marsch von etwa 14000 Häftlingen in mehreren Kolonnen nach Süden
23. April 1945
Befreiung der noch verbliebenen 1526 Häftlinge im Konzentrationslager Flossenbürg durch die amerikanische Armee
1946-48
Errichtung der Gedenkstätte
seit 1996
Aufbau einer KZ-Gedenkstätte: Archäologische Untersuchungen, Forschungen, Erarbeitung einer neuen wesentlich vergrößerten Ausstellung, Aufbau einer Sammlung und Bibliothek sowie von Bibliotheksangeboten