Im Detail
Für das Jahr 1516 findet sich die erste schriftliche Erwähnung eines Juden im vom Johanniterorden bis 1806 regierten Rexingen, in dem sich jüdische Menschen gegen ein Schutzgeld niederlassen konnten. Nach Pogromen in Polen und Russland Mitte des 17. Jahrhunderts wuchs die jüdische Gemeinde in Rexingen durch den Zuzug von Flüchtlingen.
Um 1700 wurde an der heutigen Freudenstädter Straße die erste Synagoge mit einer Mikwe gebaut; das Gebäude wurde 1977 abgerissen. Das zweite und größere jüdische Gotteshaus Rexingens, die heutige Ehemalige Synagoge, wurde 1836/37 auf der gegenüberliegenden Straßenseite erbaut und bot laut zeitgenössischen Berichten angeblich Platz für über 500 Personen.
Ab 1760 wurde außerhalb Rexingens der jüdische Friedhof errichtet. Bis zur letzten Beerdigung im Jahr 1962 wurden mehr als 1100 Gräber angelegt, von denen über 930 noch erhaltene Grabsteine bzw. deren Reste zeugen. Der Friedhof zählt zu den größten Baden-Württembergs.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren von knapp 1100 Einwohnern Rexingens 427 jüdischen Glaubens. Die Rexinger Juden gehörten dem Landjudentum an und verdienten ihren Lebensunterhalt zumeist als Viehhändler. Von 1824 bis 1938 gab es eine Israelitische Volksschule.
Im Ersten Weltkrieg dienten 105 jüdische Männer aus Rexingen als deutsche Soldaten, von denen 15 fielen. Zwei 1936 eingeweihte Ehrentafeln mit den Namen der Gefallenen befinden sich heute (wieder) in der Ehemaligen Synagoge.
1933 lebten noch 262 Juden in Rexingen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Rexinger Synogagoge im Inneren von SA und SS angezündet und zerstört; viele jüdische Männer wurden in den folgenden Tagen verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt.
Bereits im März 1938 hatten 40 jüdische Auswanderer aus Rexingen im britischen Mandatsgebiet Palästina die genossenschaftlich organisierte Ortschaft Shavei Zion gegründet. Dies war die einzige gelungene jüdische Massenauswanderung aus dem Deutschen Reich.
Mit der ersten Deportationswelle aus dem Gau Württemberg-Hohenzollern wurden Ende November/Anfang Dezember 1941 mehr als 60 Rexinger Juden nach Riga deportiert, von denen 2 überlebten. Im April 1942 wurden 7 Rexinger Juden nach Izbica deportiert, im August 1942 werden über 50 Rexinger Juden nach Theresienstadt deportiert, von denen 2 überlebten. Bis Kriegsende wurden ungefähr 120 Juden mit Wurzeln in Rexingen bzw. Horb in der Shoah ermordet.
1939 kaufte die bürgerliche Gemeinde Rexingen das Synagogengebäude unter Wert für 7000 Reichsmark. Ab 1943 vermietete sie das Gebäude an die Waffenfabrik Mauser aus dem nahegelegenen Oberndorf am Neckar, welche die ehemalige Synagoge als Lagerraum für Gewehrschäfte nutzte.
Nach der Ansiedlung von deutschen Kriegsflüchtlingen, die mehrheitlich protestantischen Glaubens waren, wurde im überwiegend katholischen Rexingen die ehemalige Synagoge 1952 zu einer evangelischen Kirche umgebaut. 1972 erhielt das Gebäude Denkmalschutz.
1997 gründete sich der Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen e.V., der sich um den Erhalt des Gebäudes kümmert. Zudem finden in der Ehemaligen Synagoge Gedenk-, Kultur- und Informationsveranstaltungen statt. Die Ehemalige Synagoge und der jüdische Friedhof in Rexingen werden häufig von Schul- und anderen Besuchergruppen besucht; es besteht zudem ein enger Kontakt zu Überlebenden und Nachkommen von Rexinger Juden in den Vereinigten Staaten und Israel.