Im Detail
1933 stand das 1842 bis 1857 erbaute "Fort Oberer Kuhberg" infolge des Friedensvertrages von Versailles (1919) leer, daher wählten es die Nationalsozialisten zum Standort des zweiten Konzentrationslagers in Württemberg. Das KZ Oberer Kuhberg bestand von November 1933 bis Juli 1935. Insgesamt etwa 800 politische und weltanschauliche Gegner (ausschließlich Männer) des Regimes waren dort inhaftiert. Der heute noch bekannteste Häftling war Kurt Schuhmacher, der erste Vorsitzende der Nachkriegs-SPD. Wenige - dem Namen nach bis heute nicht bekannte - württembergische Juden waren in diesem KZ inhaftiert, da sie sich politisch gegen den Nationalsozialismus gewendet hatten. Die Ausschaltung und Entwürdigung der einzelnen Gegner, aber auch die Einschüchterung des gesamten württembergischen Protestpotentials in der Phase von "Machtergreifung" und Machtfestigung war die Aufgabe dieses frühen KZ.
Von 1935 bis 1945 wurde das Fort u.a. als Wehrmachtsgelände, zur Rüstungsproduktion sowie als Kriegsgefangenenlager genutzt. Nach 1945 diente es als Unterkunft für Flüchtlinge sowie als Gaststätte. Seit 1960 steht es unter Denkmalschutz. Gelände und Gebäude teilen sich seit 1965 zwei Initiativen: Die eine arbeitet zum militärgeschichtlichen Aspekt (Förderverein Bundesfestung Ulm), die andere zur KZ-Geschichte (Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg).
Die Besonderheit der heutigen KZ-Gedenkstätte besteht darin, dass Gelände und Räumlichkeiten weitgehend authentisch dem Zustand der NS-Zeit entsprechen. Zusätzlich wird eine Dauerausstellung zur KZ-Geschichte gezeigt. Der Trägerverein für die Gedenkstätte wurde 1977 gegründet. Er ging aus der 1948 entstandenen "Lagergemeinschaft Heuberg-Kuhberg-Welzheim" hervor, einer Vereinigung von überlebenden KZ-Häftlingen Württembergs. Die wesentlichen Tätigkeiten des Dokumentationszentrums sind heute die Betreuung von etwa 10.000 jährlichen Besuchern in Form von Ausstellungen, Führungen und anderen Veranstaltungen sowie das Sammeln, Bewahren, Publizieren aller Dokumente zur KZ-Geschichte und zur NS-Geschichte der Region Ulm und Neu-Ulm.
1933-1935
Württembergisches Landes-KZ "Oberer Kuhberg" für politische und weltanschauliche Gegner in den Räumen des "Fort Oberer Kuhberg" (erbaut um 1850)
1935-1945
Ausgelagerte Produktionsstätte für Rüstungsgüter und Kriegsgefangenenlager
1948
Gründung der "Lagergemeinschaft Heuberg-Kuhberg-Welzheim", der Überlebenden früherer württemburgischer KZs
1969
Forderung nach einer KZ-Gedenkstätte im Fort Oberer Kuhberg mit erster Konzeption
1977
Gründung eines Trägervereins für die KZ-Gedenkstätte
1985
Eröffnung einer ersten Dauerausstellung
2001
Neue Dauerausstellung mit pädagogisch-didaktischer Neugestaltung der Gedenkstätte
Ulm, 1.Mai 1934, Der Eingang zum Kommandanturgebäude des Ulmer KZ, Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg.
Ulm, 1994, Der KZ-Überlebende Hans Gasparitsch (1918-2002) bei einer Führung durch die Gedenkstätte, Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg.