Im Detail
Dienststellen der Wehrmacht wählten 1938 eine Waldfläche südlich von Allendorf im damaligen Landkreis Marburg für den Aufbau zweier Sprengstoffbetriebe mit 1000 ha Gesamtfläche aus. Kriterien für die Auswahl dieses Standortes waren: Abgeschiedenheit von den Ballungsräumen, genügend Arbeitskräfte, natürliche Tarnung und ausreichende Wasservorkommen. Bis Ende 1945 produzierte und verfüllte hier die Fabrik zur Verwaltung chemischer Erzeugnisse, eine hundertprozentige Tochter der Dynamit-Nobel AG, Sprengstoffe im Auftrag des Heeres, und die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff AG arbeitete im Auftrag der Marine. Im Verlauf des Krieges wurde die Rüstungsproduktion ständig gesteigert. Die Allendorfer Werke, sie gehörten zu den Größten in Deutschland, produzierten bis zum Kriegsende ca.125000 Tonnen TNT und ca.4000-5000 Tonnen Hexa. Menschen aus 22 Nationen mußten hier Zwangsarbeit beim Aufbau der Werke und in der Produktion leisten. In Allendorf wurden bis Kriegsende etwa 17.000 ausländische Arbeitskräfte eingesetzt, unter ihnen etwa 6500 Kriegsgefangene, 600 Strafgefangene und 1000 KZ-Häftlinge. Nach Kriegsende beschlagnahmten die Amerikaner die Werke. Im Rahmen der Demontage diente ein Teil der Maschinen und Anlagen zu Reparationszwecken, etwa 1/4 der Gebäude wurde gesprengt. Durch das Engagement von Kommunal- und Landespolitikern, Unternehmen und einer Vielzahl von Vertriebenen und Flüchtlingen setzten sich ab 1947 Planungen durch, die die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur für die Ansiedlung von Betrieben und Menschen vorsahen.
Ab 1986, initiiert durch den "Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte", hat eine Auseinandersetzung mit der Lokalgeschichte stattgefunden. Seit dem 4. November 1994 steht das Dokumentationszentrum (DIZ) mit einer Dauerausstellung der Öffentlichkeit zur Verfügung. Träger ist der Magistrat der Stadt Stadtallendorf. Das DIZ hat folgende Funktionen: zentrale zeitgeschichtliche Dokumentation für die Stadt und den Landkreis; außerschulischer Lernort in der schulischen Bildung und der Lehrerfortbildung; überregional bedeutsame Dokumentation mit Arbeitsmöglichkeiten und Aktenbeständen aus nationalen und internationalen Archiven zu den Bereichen Rüstungsindustrie, Zwangsarbeit, Stadtentwicklung, Rüstungsaltlasten; und zentrale hessische Dokumentation für den Bereich der Zwangsarbeit am Ort eines ehemaligen KZ-Außenkommandos.
1939/40
Errichtung zweier Werke für die Produktion und Verfüllung von Sprengstoffen.
1939-1945
Einsatz von ca.17000 Zwangsarbeiter/innen, Straf- und Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen
nach 1945
Zunächst Demontage eines Teils der Werke, dann Nutzung der vorhandenen Infrastruktur zur Neuansiedlung von Industrie- und Handwerksbetrieben
seit 1986
Erforschung der Geschichte Allendorfs und des Zwangsarbeitereinsatzes in den beiden Rüstungswerken
4. November 1994
Offizielle Einweihung des DIZ mit Dauerausstellung
Das DIZ befindet sich im ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Dynamit-Nobel AG.
DIZ Stadtallendorf, Fritz Brinkmann-Frisch.
Stadtallendorf, 1990, Die Gedenkstätte Münchmühle wurde im Mai 1988 eingeweiht. Sie wurde auf dem Fundament der ehemaligen Waschbaracke des Lagers eingerichtet.
DIZ Stadtallendorf, P. Marx.
Blick in die Ausstellung.
DIZ Stadtallendorf, Marek Spielmann.