Im Detail
In Torgau befanden sich Ende 1939 zwei von insgesamt acht Gefängnissen der deutschen Wehrmacht: Fort Zinna, das von 1938 bis 1939 zum größten und modernsten Gefängnis der Wehrmacht ausgebaut wurde, und das Gefängnis Brückenkopf. Besondere Bedeutung erlangte Torgau als Überprüfungsstelle für kriegsgerichtlich verurteilte Soldaten, die zur Frontbewährung bei der Bewährungstruppe 500 bestimmt waren, sowie als Aufstellungsort der berüchtigten Feldstraflager I und II. Im August 1943 verlegte zudem das Reichskriegsgericht, die höchste Instanz der Wehrmachtjustiz, seinen Sitz nach Torgau.
In den beiden Torgauer Wehrmachtgefängnissen litten neben Kriegsdienst- und Befehlsverweigerern, Deserteuren und wegen krimineller Delikte verurteilte Soldaten der Wehrmacht auch Angehörige des deutschen und europäischen Widerstandes. Nach den unvollständigen Unterlagen der Torgauer Friedhofsverwaltung wurden in Torgau zwischen 1939 und 1945 171 Wehrmachtangehörige erschossen. Andere Quellen legen jedoch die Vermutung nahe, daß die Zahl der Hinrichtungsopfer tatsächlich erheblich höher war.
Die sowjetische Geheimpolizei NKWD richtete nach dem Krieg im Fort Zinna und in der benachbarten Seydlitz-Kaserne die Speziallager Nr. 8 und Nr. 10 ein, in denen deutsche aber auch sowjetische Staatsbürger interniert oder als SMT-Verurteilte gefangengehalten wurden. Insgesamt starben nach sowjetischen Angaben zwischen 1945 und 1948 in den Torgauer Speziallagern 800 bis 850 Menschen, 130 davon wurden durch Erschießen hingerichtet.
1950 übernahm die Deutsche Volkspolizei das Fort Zinna und nutzte es bis zum Ende der DDR für den Strafvollzug. Zu den Gefangenen gehörten zunächst übergebene Verurteilte sowjetischer Militärtribunale, später von DDR-Gerichten verurteilte Gegner des SED-Staates, Angehörige religiöser Gruppierungen, aber auch wegen krimineller Delikte verurteilte Straftäter.
Seit 1990 befindet sich im Fort Zinna eine Justizvollzugsanstalt des Freistaates Sachsen.
Das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau befaßt sich mit der Geschichte der Torgauer Haftstätten während der NS-Zeit, in der SBZ und in der DDR. Das DIZ Torgau zeigt im Schloss Hartenfels die ständige Ausstellung »Spuren des Unrechts«. Für Gruppen und Schulklassen bietet die Gedenkstätte kostenlose Führungen und Seminare an.
1939-1945
Inhaftierung und Hinrichtung von durch die NS-Militärjustiz verurteilten Soldaten in den Wehrmachtgefängnissen Fort Zinna und Brückenkopf.
1945-1948
Internierung ehemaliger Nationalsozialisten und politischer Gegner in den Speziallagern Nr. 8 und Nr. 10 durch die sowjetische Besatzungsmacht. Von den Internierten sterben ca. 800-850 an Hunger und Krankheit oder durch Erschießen.
nach 1950
Fort Zinna wird DDR-Gefängnis. Heutige Nutzung als Justizvollzugsanstalt des Freistaates Sachsen.
1991
Gründung eines Vereins mit dem Ziel der Errichtung eines Dokumentations- und Informationszentrums.
1995
Institutionelle Förderung des DIZ Torgau als Gedenkstätte durch den Freistaat Sachsen.
1995
Teileröffnung der ständigen Ausstellung »Spuren des Unrechts« unter dem Titel »Torgau - ein Kriegsende in Europa«.
1996
Eröffnung des Ausstellungsabschnitts »’Feindliche Elemente sind in Gewahrsam zu halten’. Die sowjetischen Speziallager Nr. 8 und Nr. 10 in Torgau 1945 -1948«.
1998
Eröffnung des Ausstellungsabschnitts »Torgau im Hinterland des Zweiten Weltkriegs – Militärjustiz, Wehrmachtgefängnisse, Reichskriegsgericht«.
Seit 1998
Förderung des DIZ Torgau als Gedenkstätte von gesamtstaatlicher Bedeutung zu gleichen Teilen vom Bund und vom Freistaat Sachsen.
Seit 1999
Arbeit unter dem Dach der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft.
2003
Umzug der Geschäftsstelle in das Schloß Hartenfels.
2004
Neueröffnung er ständigen Ausstellung mit dem abschließenden Ausstellungsteil „‘heute: Haus der Erziehung‘ – Der Strafvollzug der DDR in Torgau 1950-1990“ in neuen Räumen im Schloß Hartefels.