Im Detail
Das Schorndorfer Torhaus wurde 1760 zusammen mit fünf weiteren Torhäusern von Herzog Carl Eugen als Wacht- und Zollhaus errichtet. Nach dem Abzug der Militärwachen und einigen baulichen Veränderungen diente es in den Jahren 1825 und 1829 als Domizil der neu gegründeten „Erziehungsanstalt für verwahrloste und verlassene Kinder“, das spätere
Mathildenstift. 1854 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum Torhaus das Oberamtsgefängnis errichtet. Das Gefängnis wurde 1963 geschlossen und beherbergt seit 1966 die 1958 gegründete „Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“.
Um das kulturelle Erbe der Zentralen Stelle für zukünftige Generationen zu sichern und ihre Unterlagen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, errichtete das Bundesarchiv im Jahr 2000 eine Außenstelle im gleichen Gebäude. Seit 2004, dem Zeitpunkt der Sanierung des Torhauses
anlässlich des 300-jährigen Schlossjubiläums, lädt das Bundesarchiv mit der Ausstellung „Die Ermittler von Ludwigsburg“ dazu ein, die Geschichte und Bedeutung dieses Ortes zu erfahren. Es bietet interessierten Bürger die Möglichkeit, sich über die Geschichte des Ortes an der Schorndorfer Straße und der damit verbundenen Thematik zu informieren. Texte, Foto- und
Dokumentenabbildungen machen den besonderen Charakter nationalsozialistischer Gewaltverbrechen verständlich. Ausführlich wird dargestellt, wie es zur Gründung der Zentralen Stelle gekommen ist. Abbildungen und die Dokumentation eines Vorermittlungsverfahrens der Zentralen Stelle erläutern die Zuständigkeiten und Arbeitsweise dieser ebenso einmaligen wie bedeutsamen Justizbehörde. Am Beispiel einiger Schlüsselbegriffe werden schließlich die Herausforderungen und Probleme dargestellt, denen die rechtsstaatliche Aufarbeitung und Verfolgung der unter nationalsozialistischer Herrschaft 1933-1945 verübten Gewaltverbrechen
begegnet. Die Ausstellung will Besucher unterhalten, informieren, aber auch nachdenklich stimmen. Sie will dazu anregen, sich mit den eigenen wie auch den Ursprüngen unseres heutigen Staats- und Gemeinwesens kritisch auseinander zu setzen.