Im Detail
In der 1. Etage des ehemaligen Luftschutzbunkers der Stadt Siegen ist ein Museum zur Geschichte der Juden in der Region, Antisemitismus und NS-Verfolgung sowie weiterer Gruppen von NS-Verfolgten mit pädagogischen Begleitangeboten eingerichtet. Es umfasst rund 200qm.
Zwei Plakate aus dem Jahr 1942 warnten die Menschen, den Bunker nicht mit ansteckenden Krankheiten zu betreten. Der heutige Kassenraum war ursprünglich eine Gasschleuse, die den eigentlichen Bunker mit zwei luftdicht verschließbaren Stahltüren vor Gasangriffen sichern sollte. Mit einer Dusche wären die mit Gas versehenen Personen abgewaschen worden.
Die Ausstellung beginnt mit der ersten festen Ansiedlung jüdischer Familien, die in der Region erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts belegbar ist. Vereinzelte Nachrichten über den Aufenthalt von Juden gibt es seit dem Jahr 1252. Sie werden im ersten Raum dokumentiert. Weiterhin finden die Besucher Belege antijüdischer Diskriminierungen (gelber Fleck - Hut - Judenstern) aus verschiedenen Jahrhunderten. Sie können den Text einer antisemitischen Rede des ehemaligen Hofpredigers Adolf Stoecker, der seinerzeit den hiesigen Wahlkreis fast 20 Jahre lang vertrat, lesen.
Während der Öffnungszeiten wird ein Videofilm gezeigt, der Fotos der ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus unserer Region zeigt. Wer noch weitere Bilder besitzt, wird gebeten, diese dem Museum leihweise zur Ergänzung des Films zu überlassen. Eine Liste der im Film zu sehenden Bilder kann an der Kasse eingesehen werden. Ziel des Museums ist es, möglichst von jeder Person aus der ehemaligen Gemeinde ein Foto zeigen zu können.
Ein "Bunkerkoffer" erinnert an die Funktion des Gebäudes während des Krieges. Er zeigt wichtige Gegenstände, die die Menschen damals während der Luftangriffe mit in den Bunker nahmen: Familienschmuck, Ausweise, Essgeschirr, Bücher usw.
Auf sechs Schiebewänden finden die Besucher Dokumente, die Geschichte des hiesigen Judentums und des Nationalsozialismus. Diese Wände sind nach folgenden Themen gegliedert:
° Reichstagswahlergebnisse Kreis und Stadt Siegen; Ergebnisse der Reichspräsidentenwahlen
° Der "Boykott" - 1. April 1933 Dokumente der bekanntesten jüdischen Familien vor Ort: Frank und Herrmann Beginn der Entrechtung - Arisierung 1933 -1939
° Der Novemberpogrom in Siegen (10. November 1938)
° Auswanderung - Deportation - Selbstmord
Auf großformatigen Tafeln wird die Geschichte weiterer ehemaliger jüdischer Gemeinden im Kreis Siegen-Wittgenstein dokumentiert (Hilchenbach, Bad Laasphe und Bad Berleburg). Diese können auf eine kontinuierliche jüdische Besiedlung von annähernd 300 Jahren zurückblicken.
Weitere Opfergruppen des nationalsozialistischen Terrorsystems werden anhand lokaler Beispiele dargestellt: Verfolgung und Tötung sogenannter "Zigeuner", behinderter Menschen, der "Ernsten Bibelforscher" (Zeugen Jehovas) und Kommunisten. Hier ist beispielhaft der Lebensweg des Siegener Abgeordneten im Preußischen Landtag, Walter Krämer (1892 - 1941), nachgezeichnet. Ihm wurde posthum im Jahr 2000 die größte Auszeichnung des Staates Israel verliehen, indem er in die Reihe "Gerechter der Völker" aufgenommen wurde.